The Besichtigung

Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin … heute geht es zu einem außergewöhnlichen Kurztrip nach Berlin. Eigentlich hatten wir vor, bereits letzte Woche die Fahrt zu kombinieren, wenn wir schon einmal in Brandenburg kurz vor Berlin unterwegs sind, doch die Müdigkeit machte uns einen Strich durch die Rechnung. Deshalb starten wir heute frisch und munter ins Künstlerherz.


Die Fahrt verläuft ohne Herausforderungen und wir erreichen groovig die Metropole. Nichts ahnend biegen wir in unsere Zielstraße und siehe da, es erwartet uns eine riesige Warteschlange. Langsam tuckern wir vorbei und stellen fest, alles Mädels! … zum Glück doch nicht unser Ziel- sondern ein Garagenverkauf. Wahnsinn, sich dafür als Zweihundertste anzustellen. 10 Minuten später finden wir uns allerdings in einer doppelt so langen Schlange wieder. Damit hatte wohl keiner gerechnet.

Wir warteten geschlagene dreieinhalb Stunden neben „The Müll“ , um ins Kunstparadies einzuziehen. Doch wir werden gut versorgt mit typisch Berliner Currywurst, Smoothies und multikulturellen Gesprächen bzw. Gesängen.

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Vor uns eine Gruppe Italiener, ein Pärchen aus Spanien und hinter uns Franzosen… also schon in unserer kleinen Wartezone internationale Gäste. Wer weiß, was sich noch hundert Personen vor uns alles so für Nationalitäten tummelten. Doch dieser Mix passte ja auch zur Ausstellung, denn hier haben Künstler aus aller Welt mitgewirkt.

Neben den ganzen kuriosen Gestalten, gab es auch schon vorab viele Graffitis zu bestaunen. Ob Jugendfrei oder nicht, sei mal dahin gestellt. Doch wahrscheinlich ein kleiner Vorgeschmack, was uns drinnen erwarten würde.

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Wir vertrieben uns mit den verschiedensten Unterhaltungsthemen die Zeit. Hoch im Trend, wir hatten vor kurzem erst eine Reportage über einen Selbständigen gesehen, der sich für andere Personen in Wartezonen stellte oder auch bei Behörden Unterlagen abholte. So jemanden hätte man an dem Tag auf jeden Fall gebraucht 🙂

Als wir den Fuß über die Schwelle des ehemaligen Bankgebäudes setzen und die Ausstellung betreten, erinnert nur noch wenig, an das früher so sterile, kalte Bürogebäude. 165 Streetart Künstler haben hier ganze Arbeit geleistet und alle Räume mit unterschiedlichsten Effekten versehen.

Bei manchen Räumen ist die Idee dahinter nur schwer nachvollziehbar und man ist sich nicht ganz sicher, ob das Motto greift „Ist das Kunst oder kann das Weg“. Andere wiederum sind so aussagekräftig, dass man nur Staunen kann. Oder auch ein wenig obszön, dass manche Gäste beim Anblick rot werden 🙂

In allen Etagen trifft man immer wieder auf kleine Details die erst beim zweiten oder dritten Blick zu erkennen sind. Besonders lang verweilen wir im Post-it Zimmer. Hier finden wir eine große Sammlung vor, von wichtigen vs. lustigen vs. wütenden Schreiben, die auf der Straße oder in Hausfluren verteilt wurden. Hier hat sich wahrscheinlich der Gestalter ein Beispiel an der Community „So tickt Berlin“ genommen, denn diese hat eine Internetseite geründet www.notesofberlin.com,  wo täglich neue Aushänge zum Schmunzeln präsentiert werden.

Insgesamt betrachten wir 82 Räume, gefüllt mit Graffitis, Tape Art und Installationen auf Decken, Böden, Heizkörpern und Fenstern. Besonders beeindruckt uns ein Raum in schwarz/weiß gehalten… eher schwer zu beschreiben und kaum in Bildern festzuhalten. Man betritt den hellen Raum und ist gebannt, denn die farblichen Kontraste versetzen den Betrachter in eine ganz komische Stimmung.

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Im starken Gegensatz dazu steht Jans Lieblingsraum mit Schwarzlicht verziert. Wahrscheinlich, weil es teilweise auch ein wenig an Computerspiele erinnert. Bunte Tapes laufen über den Flur und im nächsten Raum findet man sich in eine Art Zauberwald wieder. Durch das die Spitzen der Baumkronen in Schwarzlicht getaucht sind, entsteht eine besondere Illusion.

Jetzt haben wir sehr von den einzelnen kreativen Auslebungen geschwärmt, vielleicht noch einmal die Hintergründe zum Projekt „The Haus“. Es ist wie bereits schon geschrieben, ein multikulturelles Zusammenschluss von Künstlern, dabei spielt keine Rolle wie berühmt oder welche Community dahinter steht. Die Schöpfer haben freie Hand bei der Gestaltung der Räume und können auch, wenn erforderlich alles zerstören. Das einzige Tabu sind Propaganda und rechtsextreme Verzierungen. Aber wer hier mit macht, hat wohl eher keine Gehirnkomplikationen mit diesem Thema 🙂

Also mal abgesehen von der langen Warteschlange vor dem Eingang, eine sehr sehenswerte Ausstellung, die einfach nur zu empfehlen ist. Von April bis Juni ist es eine Schaufläche für Subkultur – und zwar unentgeltlich. Danach wird das Haus abgerissen und hier werden sterile Eigentumswohnungen entstehen. Kaum vorstellbar.

Noch am gleichen Tag machen wir uns auf die Heimreise, denn dieser Ausflug diente tatsächlich nur zum Besuch der Ausstellung. Den krönenden Abschluss des Tages besiegeln wir mit einer super leckeren Neustadtpizza 🙂


Und siehe da, auch unsere Stadt hat viel Kreativität zu bieten!

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