Wolken zum Greifen nah

Heute verpennen wir mal so richtig schön das sonnige Wetter. Erst gegen 10.00 Uhr schaffen wir es aus dem Bett.

Das bedeutet, wir haben nur noch eine Stunde bis das besondere Wetter uns wieder einen Strich durch die idyllische Tagesplanung macht. Dennoch gut gelaunt geht es heute an zahlreichen Reisfledern vorbei Richtung Mt. Akaki.
Es ist eine Bergebene, mit vielen Seenplatten und zahlreichen tollen Wanderwegen. Nach dem gestrigen Touristenansturm, wollen wir heut mal ein bisschen die Natur genießen, soweit dies möglich ist. Schon die Strecke hat es erneut in sich und Mutti würde einen Freudenhüpfer machen.
Noch dazu kommen richtig coole Straßenhügel, wir nennen Sie „Bumps“. Das Fahrzeug wird in wenigen Sekunden hoch und runter gewippt, wer brauch da schon eine Achterbahn?
Wer soviel Strecke wie wir macht, muss auch mal einen Boxenstop einlegen. Super witzig an Tankstellen wird man bedient und betankt. Allerdings muss man beim Wohnwagen erst den Deckel aufschließen und das verwirrt den Tankwart vollkommen, als Jan aussteigt. Er läuft die ganze Zeit gebeugt hinter Jan her, ich kann mir ein schmunzeln nicht verkneifen.
Derzeit vermeiden wir noch Mautstrecken, das heißt wir reisen günstiger langsamer, dafür aber mit landschaftlich schöneren Ausblicke. So auch heute.
Doch nicht nur wir haben dieses tolle Naturspektakel entdeckt. Ich fühle mich mit unseren Miniobjektiv ganz unterlegen 🙂
Der Wind spielt hier besonders stark mit den Nebelfeldern und so werden die Blumen ab und zu in Zuckerwatte getaucht.
Da der Wind dann doch immer mehr an Stärke zunimmt, entscheiden wir uns für die Weiterreise.
Wir folgen mehreren Bussen, weil diese meistens ein Grant für spektakuläre Attraktionen oder Aussichtspunkte sind, doch liegen diesmal falsch.
Hier üben Schulklassen das Drachenboote fahren. Wir schauen dem bunten Treiben zu, bevor wir wieder direkt unserer eigenen Route folgen.
Sie führt uns erneut zu einem kleineren Schrein, den man nur über eine „heilige“ Brücke erreicht. Als wir diese betreten, staunen wir nicht schlecht. Dicke Karpfen schwimmen umher.
Da unser Kühlschrank leider mehr frostet als kühlt, haben wir noch Toastbrot übrig. Ein älterer Japaner hat die gleiche Idee und so erfreuen wir uns wie kleine Kinder daran, die Fische von einer zur anderen Seite zu treiben.
Man brauch nicht immer Worte, um sich gut zu verstehen.
Bereits zwei Mal ist unser tolles „Bilder Buch“ zur Übersetzung schon zum Einsatz gekommen. Und da Japaner wie bereits geschrieben überfreundlich sind, kommen wir zum Glück bisher gut klar. Nur ab und zu stutzten wir, zum Beispiel wenn wir Reissachen den letzten Tag kalt gegessen haben und nun gefragt werden, ob man es für uns erwärmen soll. Kann man sie dann nur warm essen?
Wir schauen uns hier nun genauer um und verzichten auf einen Schirm, guter Dinge das wir heute mal trotz schlechter Wetter Ansage trocken bleiben.
Mit den Gebetsritualien kennen wir uns inzwischen aus. Erst bei diesem wunderschönen Brunnen die Hände reinigen. Dabei mit den Schöpfkellen das Wasser entnehmen und nicht rein grabschen.
Vor der Treppe und den Holzkasten verbeugen, dann Geld in die Box verwerfen, zweimal klatschen und dann in gebeugter Gebetsstellung seinen Wunsch bzw. Anliegen vortragen. Dann erneut verbeugen und schnell den Bereich verlassen.
Wir sind hier nahezu allein unterwegs, was für Japan eher selten ist. Aber viel Zeit zum genießen bleibt nicht, denn wenige Minuten wissen wir warum …
Zum ersten Mal erleben wir, was es hier mit einem stark Regen auf sich hat.
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Von der Einen auf die andere Sekunde erwischt er uns ohne Vorwarnung. Wir versuchen uns noch unterzustellen, aber mit den Wassermassen  fängt es auch an zu Gewittern. So entscheiden wir uns über die heilige Brücke zum Auto zu rennen und nehmen die Wassereimer über unseren Kopf in Kauf.

Bis auf die Knochen pitschnass, freuen wir uns ein weiteres mal über so ein komfortabeles Auto. Wie Leute in einem Kastenwagen im Urlaub überleben?
Wir schnappen uns ein schönes Buch und warten erstmal ab. Unserer Meinung passiert heute sicher nix mehr.
Doch falsch gedacht, der Regen legt sich nach gut zwei Stunden wieder und so trauen wir uns auch aus dem Wohnwagen.
Wir erkunden den nahe gelegenen Camperground und können nur wage vermuten, wie das Leben bei schönen Wetter boomt.
Dies ist im übrigen auch ein ausgeschriebener Angelteich und ich habe schon bedenken, was wir mit überdimensionalen Karpfen machen. Doch dem Kenner macht der Wind ein Strich durch die Rechnung.
So entscheiden wir uns, den eigentlichen Plan einer Wanderung zufolgen und dem Wetter zutrotzen. Diese Region ist laut Reiseführer prädestiniert für schöne Wanderungen, doch mit solchen Erklärungen sind wir ja schon einmal in Neuseeland reingefallen.
Hier wird wenigstens auch nicht der Schwierigkeitsgrad in den Unterlagen beschrieben und das ist auch gut so…
Hätten wir gewusst was da auf uns zukommt, hätten wir den Aufstieg vielleicht nicht gewagt. Immer steile Gesteinsbrocken weißen den Weg nach oben, zwischendrin Wurzelwerk und Schlam. Das kann ja heiter werden.
Wer sich fragt, ob es hier giftige Tiere gibt. Ja tatsächlich –  Schlangen und Spinnen. Aber das habe ich Jan verschwiegen. Wir treffen aber auf keines von Beiden stattdessen auf etwas, was das Anglerherz höher schlagen lässt.
Jan geht immer weiter voran und ich versuche seinen Wegen zu folgen. Bei der Beinspanne nicht immer ganz einfach. Als er für die weitere Orientierung stehen bleibt, hören wir plötzlich ein ohrenbeteubendes Geräusch und stellen nach kurzer Schrecksekunde fest, es kommt unter Jan’s Schuh hervor. Mit dem Regenschirm auf alles gewappnet, hebt er den Fuß dann doch an… Er hat eine riesige Zikade schlafen gelegt. * Puhhhh schnell weiter.
Es soll nicht der einzige Schreckmoment bleiben, wir scheuchen eine Gruppe Rehe auf und kurz vor Ende kämpft sich knapp neben mir eine Bergziege (ich sage aus Spaß ein Elch) den Berg hinab. Vielleicht hat sie auch den halt verloren und ist runter gekullert, bei der Strecke kein Wunder ‚-)
Von allen Ereignissen haben wir kein Bild, weil „Ja“ auch ich mal zu Baff zum Fotografieren bin. Dafür halte ich die schöne Umgebung um uns fest.
Noch haben wir es noch nicht bis ganz auf die Bergspitze geschafft, aber der Ehrgeiz ist geweckt und so geht es weiter von der vorletzten Plattform auf die Zielgerade.
Und wieder einmal zeigt sich, der Anstrengung hat sich gelohnt. Uns erwartet ein fantastischer Blick über die Seenlandschaft.
Ein kleines Stück entfernt sehen wir eine Art Michi-No-Ecki (Parkplatz). Dieser sieht interessant von hier oben aus und wir entscheiden uns, falls wir es hier lebend wieder runterschaffen, dort einen Abstecher hinzuwagen.
Sogar die Sonne lässt sich noch einmal , bevor wir wieder den Abstieg antreten. Dies natürlich nicht ohne einen letzten Blick auf die Traumlandschaft zu werfen.
Der Abstieg fordert uns noch einmal alles ab und so freuen wir uns um so mehr auf die warme Stärkung. Heute gibt es mal zur Abwechslung einen Nudeltopf mit einer „Was auch immer“ Füllung.
Da ich nicht so scharf esse, nehmen wir immer zwei verschieden Varianten, in der Hoffnung eine ist essbar. Jan freut sich dann natürlich über die schärferen Gerichte.
Nach dieser köstlichen Sättigung machen wir uns auf zum wie beschriebenen gesichteten Michi-No-Ecki. Wir können unseren Augen kaum glauben welch unglaublich wunderschöner Anblick beim parken bietet.
Ihr dachten dies sieht schon toll aus, dann habt ihr noch nicht die andere Seite des Parkplatzes gesehen. Eine unglaubliche Sicht mit einem Meer voller Wolken tut sich vor uns auf und rundet den Tag noch einmal so richtig schön ab.
Wir fragen uns zunächst, warum wir davor 1600 Höhenmeter zu Fuß zurückgelegt haben, wenn wir hier sogar mit dem Auto ranfahren können?
Doch die Antwort fällt einfach, denn ohne diesen Marsch hätten wir diesen Schatz vielleicht gar nicht entdeckt.
Wir machen wahnsinnig viele Fotos, halten nochmal inne und verbeugen uns vor der Schönheit, bevor wir uns auf eine weitere Strecke zum nächsten Ausgangsziel aufmachen.
Ihr merkt, das Japan Fieber hat uns gepackt 😉

2 Gedanken zu „Wolken zum Greifen nah

  1. Heute mal einen ganz besonderen Gruß von Oma. Sehr spannend und abenteuerlich was ihr so erlebt. Mutig,mutig. Bin schon immer gespannt auf das nächste Abenteuer. Schicke euch sonniges Urlaubswetter. Bleibt gesund und bis bald. Oma und Kati

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