Bambussi

Leichtes Vogelgezwitscher, ein wenig Wasserplätschern … Nein wir sind nicht am Meer, sondern am versprochenen Biwa See.
Im stockdunkeln sind wir gestern angekommen und bis auf tief hängende Äste, die auf dem Dach kratzten und im Mond schimmerndes Wasser, konnten wir nicht viel ausmachen. Heute sieht das anders aus.
Laut Reisebroschüre leben hier über 1100 verschiedene Wildtiere, also bestes Gebiet zum beobachten von Vögeln und hervorragend um mal seine Angelsachen auszupacken.
Ein Kranich macht es vor, wie man hier Fische fängt. Zunächst ranpirschen, dann beobachten und mit einem Seitenhieb den Fisch betäuben.
Ob es Jan auch so hin bekommt?
Die Bedingungen sind nicht die Besten, sein Hals ist kürzer, zahlreiche Motorboote rasen vorbei und die Fische sind bei dem Wetter träge.
Da bleibt uns nur übrige, anderen beim Fischen zuzuschauen. Das Boot nimmt mit einer mörderischen schwarzen Dunstwolke Anlauf, tuckert ein paar Meter und haut dann sein Netz ins Wasser, ob das mehr von Erfolg gekrönt ist, können wir von hier aus nicht ausmachen.
In diesem See soll übrigens auch der risiege Wels namens Namazu sein Unwesen treiben, laut Legende gibt es immer dann ein Erdbeben, wenn er sich an der Erdoberfläche bewegt. Vielleicht wären dann gestern bessere Fangchancen gewesen.
Bevor wir uns auf den Weg zu neuen Ufern machen, 🙂 bringen wir Optimus Prime auf Hochglanz, man muss ja auch sehen wohin man fährt oder wie meine Oma sagen würde “wenn man in die Stadt reist, sollte man seine besten Schuhe polieren und anziehen”. *Görlitz geschadet hi hi
Gegen Nachmittag nehmen wir die Großstadt Kyoto in Angriff, genauer gesagt das Arashiyama Viertel. Auf den Straßen ist deutlich mehr los und zum Teil befinden wir uns auf einer achtspurigen Stadtstraße.
Kyoto ist nur 30 Kilometer vom gestrigen Erdbeben Mittelpunkt entfernt, aber auch hier nichts zu merken von irgendwelchen Auswirkungen.
Leichter Niesel hat wieder eingesetzt und die Luftfeuchtigkeit ist heut extrem hoch, die Sachen kleben förmlich am Körper. Gut das unser Auto da eine Klimaanlage hat. Da will man gar nicht aussteigen. Da wir schon vorher gelesen haben, das Parkplätze hier eher sperrlich zu finden sind, ist unser Haltepunkt ein Stückchen entfernt von unserer Sehenswürdigkeiten.
Das heißt zwar mehr laufen, dafür aber ruhig und ordentlich parken.
Unser erster Anlaufpunkt ist der Adashino Nenbutsu-ji Tempel. Wir haben gelesen, dass dieser Bereich eher selten von Touristen bevölkert wird, aber es  neben dem berühmten überlaufenen Bambuswald auch hier einen zu sehen gibt.
Doch schon am Eingang ist die Enttäuschung groß, denn er der Wald befindet sich in der Sanierung, was immer das bedeuten mag.
Natürlich schauen wir uns dennoch die Tempelanlage an und auch diese kann sich sehen lassen. Tatsächlich sind wir hier ganz alleine unterwegs. Es ist vergleichbar mit einem großen Friedhof, nur das hier die Mönche des Klosters kleine Steinfiguren zum Gedenken erhalten haben.
Über tausend mal mehr, mal weniger gut erhaltene Steinstaturen kann man hier vorfinden. Zum Jahrestag des Klosters im August werden sogar bei jeder Figur Kerzen aufgestellt, dass sieht sicher noch einmal spektakulär aus.
Mittendrin befindet sich der Tempel mit einem goldenen Buddha. Eines muss man ihnen lassen, an prunkvollen Elementen sparen Sie in diesem Bereich auf keinen Fall.
Wir verweilen hier noch ein wenig und fragen uns, was es wohl mit dem komischen Tier auf sich hat, was hier in allen möglichen Varianten vor Wohnhäusern und auch in diesem Bereich zu finden ist.
Wir können nicht einmal zuordnen ob es einen Bären, Maulwurf oder Wombat ähneln soll. Auf jedenfall sind hier schon mal seine Eigenheiten beschrieben.
Da ich schon gern einen Bambuswald sehen möchte, entscheiden wir uns spontan dazu doch noch den überfüllten “echten” Bambuswald anzuschauen.
Gesagt getan, wir lassen das Auto hier stehen und legen die Strecke zu Fuß zurück. Die Luftfeuchtigkeit ist mittlerweile wieder sehr hoch und so ist es ein zäher Spaziergang.
Hier begegnen uns wenige Menschen, dennoch gibt es Souvenirlädchen und mehrere Galerien. Zum Beispiel auch einen Künstler, der mit Raupencocons kleine Tiere bastelt. Sehr niedlich anzusehen.
Außerdem können wir hier auch Bäumen mit gespaltener Persönlichkeit begegnen. Warum sich die Stämme genau an dieser Stelle getrennt haben, wissen wir nicht, aber ein lustiges Bild gibt es schon abgibt.
Als die Menschenmengen dann doch zunehmen, wissen wir, dass wir auf den richtigen Weg sind. Bei den Japanern ist es meistens ein Garant für eine Sensation.
Und tatsächlich, ehe wir es uns versehen stehen wir schon mittendrin in einem der berühmtesten, wenn nicht sogar dem populärsten Bambushain.
Bambus ist laut Jan einer der wohl schnellsten nachwachsenden Rohstoffe, den es auf der Welt gibt und auch gerade hier in dem Land wird er auf jedenfall viel genutzt.
Die Gewächse sind sehr hoch und so bricht sich das Licht in den Spitzen, schon sehr beeindruckend in diesem riesigen Bambuswald zustehen.
Ein weiterer Tempel namens  Tenryui-ji liegt mitten auf dem Weg und so schauen wir uns diesen auch gleich mit an.
Der Garten ist riesig, leider blühen zu der Jahreszeit nur wenige Blumen, aber dennoch ist er entspannt anzusehen.
Überall sind Schildchen, welche die verschiedenen Pflanzenarten benennen die es hier zusehen gibt.
Direkt vor dem Tempel befindet sich ein wunderschön angelegter Gartentisch, mit wie könnte es anders sein…
Der Tempel selbst ist eher unspektakulär und zieht uns nicht so in seinem Bann.
Also gehen wir diesmal auch nicht rein, sondern nutzen die Zeit für einen Umweg auf einen Aussichtspunkt.
Hier kann man schön über den Vorort von Kyoto schauen und trotz des nebligen Wetters hat man einen guten Blick.
Leider ist es schon wieder kurz vor 16.30 Uhr und somit schließen hier alle Tempel und Geschäfte.
Wir treten also den Rückweg an, nicht ohne ein letztes Mal einen Blick auf den beeindruckenden Wald zuwerfen.
Um nicht den gleichen Weg wieder zurück zulaufen, machen wir einen kleinen Umweg durch den Stadtkern. Hier warten schon mehrere Rikschafahrer auf ihre Gäste. Da unser Rückweg nur Bergauf geht, sind wir kurz versucht eine Fahrt zu buchen. Doch wir werden nicht angesprochen, warum wohl 😉
Was wir bisher nicht wussten oder besser gesagt, noch nicht bewusst wahrgenommen haben, auch die Essensläden machen hier um die Uhrzeit zu *hmpf und nun?
Wir machen uns auf den Weg zu unserem Schlafplatz und halten unterwegs Ausschau nach etwas essbaren, gar nicht so einfach.
Ganz versteckt in einer Seitenstraße haben wir dann Glück, ein traditionelles “Restaurant” (oder wie auch immer man es nennt) hat geöffnet.
Da man hier absolut nicht auf Tourismus eingestellt ist, gibt es weder Bilder noch irgendetwas Verständliches. Auch unser Übersetzer macht bei den handgeschriebenen Menü schlapp, allerdings ist der Koch super bemüht, mit Händen und Füßen erklärt er uns seine Gerichte.
Wir verstehen kein Wort, nicken höflich und zeigen einfach auf etwas in der Karte. Unser eigentliches Ziel war mal Rahmen auf Empfehlung von Chris bzw. Katja auszuprobieren, als der Koch die Heizplatte anschaltet, sinken die Chancen das es dies wird.
Dafür wird uns dieses leckere “Etwas” serviert. Wie wir im nachhinein googlen nennt es sich “Okonomiyaki”. Es ist ein typisches japanisches Gericht und in Europa überhaupt nicht bekannt.
Zunächst wird eine Teigmasse angerührt. Diese wird auf der Heizplatte gebraten und dann mit Kohl bzw. dünn geschnittenen Fleisch belegt. Am Ende kommt noch ein Ei oben draufgeschlagen. Bei uns auch noch etwas Mayonnaiseartiges sowie undefinierbare Kräuter… Sehr lecker und sättigend. Bei Jan war im übrigen Rindfleisch und bei mir mit Scampis drin, also alles richtig gemacht 😉
Im übrigen befindet sich hier die Hochburg von Sacke, ganz zu Jan’s Leidwesen. Denn der Reis Schnaps ist stark Hochprozentig und hier gilt eine strikte Null Promille Grenze. Ich hab leider keinen japanischen Führerschein… Da gilt nur Gucken, nicht anfassen * Armer Armer Jan
Dafür gibt es für ihn hier leckere KitKat Sorten … Neben der normalen Schokolade, wie wir sie kennen, gibt es die Geschmacksrichtungen Himbeere, Kaffee und Jan’s Lieblingssorte ” Matcha”. (Da würde Alex sicher auch gern mal probieren 😉 )
Unser Schlafplatz soll heut auf Empfehlung von anderen Bloggern mitten in Kyoto auf einem Berg liegen. Die Aussicht soll hier umwerfend sein, allerdings stehen wir mitten im Nebel 🙂
Da es hier auch nur ein Loch im Boden als Toilette gibt, entscheiden wir uns zum 30 Minuten entfernten Michi-No-Ecki zurück zu fahren. Bei der Abfahrt dann die Überraschung, der Nebel zieht kurz auf und bietet die versprochene Sicht.

6 Gedanken zu „Bambussi

    1. Da war eine extra Tasche erforderlich, dafür ist er jetzt super aufgestellt und hat keine Wasser scheppenden Hosen wie in Neuseeland

  1. Ihr Lieben, es ist einfach herrlich, euch jeden Tag online zu begleiten.
    Ich frage mich nur, wo auf dem Bild der “Gartentisch” (Zitat: “Direkt vor dem Tempel befindet sich ein wunderschön angelegter Gartentisch…”) abgelbildet ist?! 🙂 😉
    Passt auf euch und euren Schutzengel auf und habt noch ne tolle Zeit!
    LG von der Cori

    1. Bei unserem Strandbeitrag (Stroh zu Gold) siehst du wie klein die Tische hier sind, echt schwer zu erkennen
      Dein Urlaub naht ja auch mit wilden Schritt ☺

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert