Bahne frei Kartoffelbrei

Früh morgens werden wir schon von einem Trommelwirbel geweckt… Ein Blasorchester, Bluemangroup oder doch verzweifelte Schlagzeuger? Nein… Regen und das 4 Uhr in der Nacht. Also noch einmal umgedreht und Decke über den Kopf.

Auch früh bietet sich nach dem Aufstehen kein besseres Bild. Es ist Wahnsinn wieviel Stürzbäche hier auf einem Quadratmeter runterkommen können. Wir  frühstücken erstmal ganz entspannt und entscheiden uns erneut Kyoto zu besuchen. Wir haben noch lange nicht alles gesehen und auch mit einem weiteren Tag wird es nicht getan sein.

Doch wir haben eine Vorauswahl getroffen, mit den für uns wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Allen Berichten zufolge, sollte man das Auto lieber draußen stehen lassen und Bahn fahren.
Ihr kennt uns, wir probieren es dennoch mit dem Wohnwagen, ganz nach dem Motto “Herausforderung angenommen”.
Als ob wir es noch nicht wüssten, bekommen wir gleich auf der Zufahrtsstraße die Information “Es regnet, nehm den Schirm mit” *ahhhh
Auch der weitere Schilderwald belustigt uns, wir müssen uns hier vor Affen und Waschbären in Acht nehmen. Das hätten wir mit dem Zug ja gar nicht gesehen.
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Unsere Ziele liegen weit verstreut in der Stadt, sodass wir uns zunächst für das uns am nächsten befindende Mangamuseum entscheiden.

Wir finden, ehrlich gesagt auch zu unserer Überraschung einen super Parkplatz in der Nähe. Zugegeben ist er nicht ganz günstig für Kurzparker, aber da stehen wir heute mal drüber.

Und das ist auch ganz gut so wie sich zeigt. Wir erreichen das Manga Museum in weniger als fünf Minuten und müssen feststellen, es ist am Mittwoch geschlossen. Super ärgerlich und traurig. Vor dem Schild treffen wir Deutsche, die dank Zug ca. 45 Minuten hierhin gelaufen sind. Die sind natürlich mega Sauer. Wir sind da entspannter und fahren einfach mit dem Auto zum nächsten Tempel.
Hier ist mega viel los und wir müssen uns auf das Schlimmste gefasst machen.
Also nochmal tief durchatmen und dann rein ins Getümmel.
Schon der erste Laden ein Volltreffer. Jan im Paradies. Ich Zweifel, ob ich ihn hier je raus bekommen werde. Echt fraglich.
Doch für mich gibt es auch so einiges zu entdecken.
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(Tobi? Sicher das da nix für euch dabei ist, neben der Winkekatze im Kimono?)

Wir kaufen mir im nächsten Imbiss ein Crêpes. Um den Zuckerhaushalt aufzutanken und die wahnsinnigen Menschenmengen zu belächeln.

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Doch schon der erste Blick auf die  Kiyomizu-dera Tempelanlage hat es uns angetan und so sind die Touris um uns erträglich.
Der Kiyomizu-dera ist einer der bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Stadt, dementsprechend möchte hier jeder ein Bild mit dem Gebäude.
Wir natürlich auch. In Kyoto sollte man laut Reisebericht unbedingt das Gion Viertel besuchen, weil man dort zahlreiche Geishas in Kimonos sehen kann. Wir verzichten darauf, denn schon gestern wurde uns bewusst, das hier überall diese Kleidung als selbstverständlich getragen wird.
Es geht wieder zahlreiche Treppen hoch und runter. Durch die Menschenmengen nicht immer zusammen.
Als wir den Eingangsbereich durchquert haben und schon wieder auf den Weg Treppabwärts sind, höre ich plötzlich etwas vor mir laut rumsen und die umherstehenden laut aufschreien. Irgendwie ist mir sofort bewusst, wer das nur sein kann. Jan ist tatsächlich die Stufen runtergesegelt und zu seinem Glück direkt auf den Rucksack gefallen. Deshalb ist nicht viel passiert, bis auf einen zerschrammten Arm. Er kann sich noch ein Lächeln abgewinnen.
Er erzählt, das er sich noch kurz vorher über einen Asiaten lustig gemacht hat, der die Stufen mit Holzlatschen hoch geflogen ist. Die Strafe folgte sogleich. Neben unserem kleinen Objektiv, hat nun auch das große Objektiv gelitten. Gut das wir das Geld für einen Objektivschutz investiert haben, so ist dieses Glas nur zersprungen, aber das Original noch heil. Somit geht es weiter auf Sightseeing. Jan bleibt aber nicht der Einzige am heutigen Tag, wir sehen zahlreiche “Treppenrutscher”.
Die Haupthalle des Schreins ist von einem überdimensionalen Bambusgerüst verdeckt und befindet sich noch bis 2020 im Bau. Aber das stört uns nicht weiter, denn hier gibt es auch viel anderes zusehen.
Zum Beispiel komische Wachhund mit Lätzchen, warum sie diese tragen mal wieder keinen Plan. Vielleicht gibt es gleich etwas zu Essen 😉
Besonders der Ausblick hat es uns wieder angetan, hier kann man schon jetzt bei dem Wetter weitläufig über den Osten der Stadt schauen.
Dem Gruppenzwang entsprechend beginnen wir ebenfalls mit Selfies 😉
Etwas ab von dem Touristenstrom schauen wir uns noch die Gärten mit ihren schicken Teichen an. Hier gibt es kleinere Gebetshäuschen  mitten im grünen zusehen, schon fast romantisch.
Über kleine Brücken geht es dann wieder zurück zum eigentlichen Geschehen.
Hier werfen wir noch einen letzten Blick auf das Schirmmeer, bevor wir wieder aufbrechen.
Wir entdecken beim Gehen noch die coole Drachenstatue vor dem Gebäude, die war uns durch den Unfall zunächst gar nicht aufgefallen.
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Ob dies Jan’s neues Tattoo wird? Angezeichnet wo es hin soll, hat er ja bereits 🙁

Noch immer nicht Tempelgesättigt führt unser zweiter Favorit uns in den Süden Kyotos. Hier finden wir den Fushimi Inari- Schrein.
Ein weiteres “Muss man gesehen haben” Highlight in der Stadt. Der Schrein ist in einem leuchtenden Rot gestrichen und strahlt uns schon von weiten an.
Doch er ist tatsächlich nicht das Spektakulärste hier, sondern die über tausend roten Toris, die das weitläufige Gelände säumen.
Es sind alles Spenden von Unternehmen und Privatpersonen die sich natürlich je nach Preis auch in den Größen unterscheiden.
Es gibt sogar auch ganz kleine Tore, wo unsere Winkekatze gut drunter gepasst hätte, doch wir haben sie hier nicht mit. Weil wir in dem Bereich auf den Rucksack verzichtet haben, warum nur 😉
Wir laufen durch gefühlt fünfhundert Toris und je höher wir kommen, desto weniger Besucher bekommen wir zu Gesicht.
Hier ist es auch schon deutlich ruhiger, sodass man auch mal ein wenig Vogelgezwitscher hören kann und Tiere, die ebenfalls die Ruhe suchen, sieht.
Wir wandern diesmal nicht bis ganz auf den Berg, sondern nur bis zur ersten schönen Aussicht die sich uns bietet.
Durch die Bäume kann man hier noch einmal einen interessanten Blick erhaschen, bevor es wieder zurück geht.
Vielleicht einmal eine interessante Hintergrundinfo nebenbei bemerkt. Wir stellen hier ab und zu fest, das wir so richtig Deutsch sind.
Zum Beispiel werden hier die alten Tempel mit einer Symbolik beschrieben, hinter der sich für uns ein ganz anderer geschichtlicher Hintergrund verbirgt. So erschrecken wir immer kurzzeitig, wenn wir das Hakenkreuz an Steinen, Schildern oder sogar in Straßenkarten sehen, obwohl es hier nur einen Tempel kennzeichnet. Wir sind halt doch geschichtlich geprägt. (Bei einer Umfrage in Japan, ob verschiedenen Symboliken für Touristen verständlicher geändert werden müssten, wurde dies auch auf Platz eins gewählt, neben Polizeistationen und Poststellen)
Bevor wir uns auf große Reise Richtung unseres drei Stunden entfernten Schlafplatz begeben, nehmen wir uns heute nocheinmal vor, den Ernährungstipp “Esst mehr Rahmen Kinder” zu befolgen.
Und tatsächlich finden wir ein Suppenhaus, was danach aussieht. Schon am Eingang gibt es einen Automaten, wo wir uns entscheiden müssen, ob es heute Bilderrahmen, Fahrradrahmen oder doch nur Rahmen sein soll.
Jan entscheidet sich für das Spezial, wo er nicht weiß was drin ist. Ich bleibe lieber bei alten Wurzeln und wähle Fleisch.
Während der Koch die Gerichte zubereitet, haben wir Zeit uns ein wenig umzuschalten. Hier werden die Nudeln sogar selbst hergestellt.
Und das schmeckt man auch, die traditionellen Nudelsuppen sehen nicht nur lecker aus, sondern schmecken auch nach mehr. Den Rat werden wir sicher mehr befolgen 🙂
Gespannt oder besser gesagt leicht angespannt  fahren wir heute an Osaka vorbei.
Das berühmte Riesenrad dreht sich nicht, aber ansonsten sind die Straßen gut zugänglich und anscheinend nicht betroffen gewesen.
Wer dachte auf deutschen Autobahnen ist auf den Raststätten viel los, der hat noch keine in Japan gesehen. Hier parken mehr als 200 LKWs, um eine Pause einzulegen oder zu Duschen bzw. etwas essbares zwischen die Zähne zubekommen. Wenn es interessiert, hier gibt es auch über 30 Toiletten allein  bei den Mädels.
Heute mal auf einer Mautstrecke fahren wir einen langen Abschnitt unserer Strecke in die Nacht herein. Ein wenig anstrengend, denn die LKWs leuchten wie Christbaumschmuck, niemand hält sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung und die Baustellen blinken wie ein Feuerwerk.
Da sind wir dann doch ganz froh, als wir die Strecke geschafft haben und den schicken Ausblick von unserem Michi-No-Ecki genießen können.
Optimus Prime hat bisher super durchgehalten und kann heute sogar mit seinem Zwilingsbruder übernachten.
Nur unserer ist eindeutig viel schöner 😉

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