Andere Länder, andere Sitten

Jede Nacht ein anderes Highlight, in dieser Nacht wilder Autorennen oder doch nur Drift Übungen? Auf jedenfall lautes Reifenquitschen, Musik und zahlreiche Jugendliche. Keine Ahnung ob die am Tag nicht arbeiten müssen, aber erst gegen 5 Uhr kehrt Ruhe ein, da staunt selbst der Kiwi über solche Ausdauer.

Relativ ruhig dümpelt das Meer heut vor unserem Fenster vor sich hin, aber leider darf hier nicht geangelt werden. Also beobachten wir anderes Getier und fragen uns, ob diese Vögel vielleicht noch bei „Kleiner Vogel scharf“ serviert werden 😉
Auch wenn hier nicht geangelt werden darf, wagen wir einen Gang hinunter zur Bucht und werden von wild gewordenen Krabbis ungläubig beäugt.
Da wir von hieraus nicht einmal direkt zur gewünschten Mole kommen, fällt die Entscheidung leicht weiter zur Hochburg Himeji zufahren.
Dies ist tatsächlich ein Wortwitz, denn die Burg die wir heute besuchen möchten, nennt sich tatsächlich nach dem gleichnamigen Ort Himeji und ist in Japan aber bekannter unter dem Titel „Kranichburg“.
Schon von weiten lugt das weiße Gemäuer durch die Baumkronen und ist so weitläufig von der ganzen Stadt aus sichtbar.
Aber ein leichtes herankommen ist dennoch Fehlanzeige.
Die Abwehrmauern und Flüsse bedeuten heute einen weiten Fußmarsch, um die Burg zu besichtigen. Also suchen wir vorher noch ein Suppenhaus zur Stärkung auf.
Geschmacklich wollen wir auf Nummer sicher gehen und suchen so eine Location auf, die auch reichlich von Einheimischen besucht wird. Meist ist dies ein Garant für gutes Essen.
Durch Bildchen auf der Karte und einer englischen Übersetzung, wissen wir zumindest diesmal, was wir bekommen.
Jan ist etwas überrascht, das in seinem Seafood Rahmen (Meeresgetier halt) nur zwei Shrimps zu finden sind, aber beim genaueren betrachten des Bildes, sind dort auch nur zwei abgebildet. Man bekommt halt immer das, was man auch sieht 😉
Beim verlassen des Lokals muss ich ihn bremsen, nicht doch noch die Sakefässer einzupacken. Unser Camper schafft zwar viel, aber das wäre sicher zuviel des Guten.
Doch die Möglichkeit mal wieder in den Burggewässern mega Karpfen zusehen, lässt ihn dann schnell von seinem Vorhaben ablassen und er wird nicht enttäuscht. Gierig warten die Fischlein schon auf Tourie Nascherein.
Durch einen weitläufigen Park bahnen wir uns den Weg zu den ersten Festungsanlagen und sind über die kühlen Gemäuer erfreut.
Einmal quer durch die Anlagen ziehen sich die Nebengelasse.
Wo einst die Bediensteten schliefen, in einem Raum mit meist 15 Personen, nur schwer vorstellbar für uns in der heutigen Zeit.
Es gibt hier viel zu entdecken und interessantes zu erfahren. Zum Beispiel werden auch anhand von Schaustücken die Konstruktionen des Baus nachempfunden und man kann sich dadurch auch ein besseres Bild vom Gewicht der Pfeiler machen.
Für uns auch sehr faszierend war der Hinweis, dass  auf die gesamte Höhe der Burg nur zwei Haupstützpfeiler zum Tragen kommen. Diese sind genauso lang wie die Burg hoch ist und müssen das gesamte Gewicht halten. Da wird einem auch schon ein bisschen anders, wenn man das weiß.
Das Bauwerk wird durch riesige Balkenanker, eine Art Nägel festgehalten. Überall sind sie sichtbar und Jan fand diese besonders faszinierend 😉
Geschichtlich hat die Burg schon einiges erlebt, zum Beispiel auch die Bombardierung der Stadt im zweiten Weltkrieg. Dabei wurde sie mit vielen Tarnnetzen zum Schutz überhangen und so quasi übersehen. Der Rest der Stadt wurde fast komplett zerstört.
Heute kaum zuglauben, denn viele Teile sind komplett bebaut und vom höchsten Bereich des Dachgeschosses hat man einen guten Blick über die Gegend.
Burg Himeji ist die bisher größte von uns besuchte Burgen in Japan.
Sie ist im Vergleich riesig und zeigt sogar die frühere Toilettenkultur.
Diese sind aber abgeschlossen, so das die Löcher nicht ausversehen benutzt werden.
Löcher oder besser gesagt Schiessscharten gibt es auch wieder in allen Etagen zur Verteidigung. Wir hatten diese bereits auch schon in den anderen Bauwerken gesehen. Neu hier sind die zahlreichen Holzhalterungen für Waffen, sie sind extrem praktisch für die Lagerung der Pfeile, Bögen oder Gewehre.
Es war schade das wir kein mobiles Netz hatten, denn überall gab es Bereiche mit Zusatzinformationen, die man nur über eine App auf dem Handy erhalten konnte.
Außerdem gab es darauf auch besondere Effekte, wo man sich wieder die Gemächer in denen man sich gerade befand zu alten Zeiten anzeigen lassen konnte.
Auch ohne dieses Spezial hat uns der Besuch gut gefallen und wir machten noch von außen ein paar Schnappschüsse.
Auf dem Weg zurück zum Parkplatz kamen wir dann an einem Zoo vorbei und entschlossen uns spontan, diesen auch noch zu besuchen. Heute spielte das Wetter gut mit und war in der reinen Sonne schon sehr brütend.
Zunächst freute ich mich noch riesig über den Zoo Besuch. Denn schon das zweite Gatter beinhaltete Schildkröten.
Doch je weiter wir in den Zoo hinein liefen, desto mulmiger wurde mein Gefühl, ob das so eine gute Idee war.
Allein die Karte lässt uns stuzen, denn das Gebiet sah von außen gar nicht so groß aus.
Und dann sehen wir auch warum und sind wahrlich entsetzt. Die Bedingungen der Tierhaltung könnten nicht grausamer sein. Zwei riesige Grizzlybären werden hier in einem Käfig nicht größer als unser Wohnzimmer gehalten. Gleich daneben ein Löwenpaar die Zustände unverändert.
Wir entscheiden uns, das wir hier nicht länger sein wollen und machen kehrt, das schlimmste trifft uns dann wie ein Schlag in Gesicht. Dachte man dieses Bild geht einem schon an die Nieren, ist das Nächste fast unbeschreiblich. Ein einsamer Seelöwe liegt in einem trockenen Becken ohne Wasser und das bei der Hitze. Wir sind so schockiert und wütend das wir nur den Blick abwenden können, den Zoo fluchtartig verlassen. Es ist super hart, das diese Haltung hier geduldet wird und es tut einen in der Seele weh.
Niedergeschlagen machen wir uns wieder auf den Weg zum Wohnwagen zurück und auch jetzt noch wenn ich die Zeilen niederschreibe, stehen mir die Tränen in den Augen, das man hier gegen solche Zustände machtlos ist. Andere Länder, andere Sitten.
Ein kleiner Blumenpark bessert ein wenig unsere Laune, hier macht die Natur noch einen unberührten und idyllischen Eindruck.
Ein kleiner Brunnen in der Mitte lädt zum Verweilen ein und das druchschimmernde Licht lässt das Szenario noch entspannter wirken.
Die Geschäfte haben mittlerweile geschlossen und die Stadt wirkt inzwischen wie ausgestorben. Also machen wir einen Abstecher zum Hafengebiet, ihr werdet es sicher ahnen …
Jan probiert wieder sein Glück mit dem übersichtlichen Meerequipment, denn er hatte sich hier mehr auf Forellenfischen in Binnengewässer bzw. Flüssen eingestellt.
Das fiese, man sieht dicke Brocken aus dem Wasser springen, aber keine Chance diese an die Angel zu bekommen. Auch der Informationsaustausch bringt nix.
Somit muss er unveränderter Dinge die Weiterreise antreten.
PS: Wir möchten schon jetzt informieren, das die nächsten Beiträge leider nicht zeitnah aufgrund von Internetproblemen hochgeladen werden können. Also keine Sorgen machen, uns geht es dennoch gut 😉

5 Gedanken zu „Andere Länder, andere Sitten

  1. Hallo,

    so mein dritter Bericht heute. Ich liebe die (traditionelle) japanische Architektur. Das solche schlechten Zoo in Japan existieren dürfen wundert mich auch aber die nehmen es beim Walfang auch nicht so genau, dass wird dann alles unter Tradition verbucht.
    Jede Kultur hat ihre Fehler und Makel.

    Danke wiedermal für den schönen Beitrag.

    1. Heyho Chris,
      Die Architektur ist echt super. So ein Haus im traditionellen Japanischen Stil mit dazugehörigen Garten würde uns auch in Deutschland zusagen.

  2. Oh man wenn man bedenkt das unsere Hasen ein größeres Freilaufgeheege in unserem Garten haben, als manche Tiere da in dem Zoo. Dafür habe ich null Verständnis. Das tut mir richtig in der Seele weh.

  3. Bis vor ein paar Jahren sah es in vielen Zoos bei uns auch nicht viel besser aus: als ich Kind war, lebten die beiden Bären im Tierpark in Weißwasser auch nur in einem kleinen Käfig in der Größe eines Containers – ohne jeglichen Auslauf mit Grünanlage! Zum Glück hat sich das mittlerweile stark verbessert!
    P.S.: Frau Grammatika muss sich an vielen Stellen sehr zusammen reißen, um nicht gleich den Rotstift zu zücken, aber „Manmahl“? Echt jetzt!?

    1. In Deutschland hat sich wirklich viel in den Zoos getan, zum Glück. P.S.: Frau Grammatika, vielen Dank das du dich da bis jetzt zurück gehalten hast 😉 Aber über konstruktive Kritik freuen wir uns natürlich dennoch ab und zu 🙂

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