Egal was Ihr nehmt …

Komischerweise haben wir hier in Tokio unseren alten Schlafrhythmus zurück erlangt und können auch mal den Morgen bis um 10 Uhr im Bett verbringen. Vielleicht liegt es aber auch an der Klimaanlage, die die ganze Nacht durchlief und damit rundum kühlen Luft bescherte.

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Nach dem ausgiebigen Frühstück steht heut als erstes das Ausprobieren der Waschmaschine auf den Plan. Wir wollen die letzten Kleidungsstücke in dem Rumpelkasten säubern und sind gespannt, wie viel Nummern kleiner, wir sie wieder rausholen. Obwohl die Wohnung so winzig ist, gibt es tatsächlich einen extra Schrank für die elektrischen Geräte des täglichen Bedarfs.

Wir hätten unsere Wäsche natürlich auch im Teich des nächsten Ausflugsziel, dem japanischen Tōgō-Garten waschen können, aber das wäre vielleicht nicht ganz so gut angekommen und der Fischgeruch ist hier schon sehr extrem.

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Ansonsten ist der kleine Wasserbereich mitten im Trubel der Tokioer Metropole schon ein kleines Domizil der Ruhe und Entspannung. Wir sind immer wieder überrascht, das man hier tatsächlich keine Verkehrs- oder Stadtgeräusche wahrnehmen kann und in nur ein paar Schritten wieder mitten auf einer viel befahrenen Straße landet.

Neben den gefühlten 300 Tempeln, die wir schon besichtigt haben, möchten wir natürlich auch hier direkt in Tokio welche anschauen.  Wir wählen zunächst den Tōgō-Schrein, der fußläufig von unserer Wohnung zu erreichen ist. An diesem waren wir gestern Abend schon vorbei gestiefelt und konnten nur die verschlossenen Tore bewundern von außen bewundern.

Nun können wir ihn auch von Innen besichtigen und sind ganz erstaunt, dass hier gar keine Besucher zu finden sind.

Das stört uns aber überhaupt nicht, ganz im Gegenteil in Ruhe schauen wir uns alles an, bevor wir uns auf den weiteren Weg machen.

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Der Yoyogi Park befindet sich in unmittelbarer Nähe und ist ebenfalls sehr sehenswert, somit geht es gleich zur nächsten Schreinanlage, wenn wir nun einmal einen Lauf haben. Das überdimensionale Torii empfängt uns schon von weiten großzügig pompös.

Der Park ist wirklich riesig angelegt und wir laufen ca. 15 Minuten auf einen eben so riesigen Fußgängerstraße. Hier können wir es uns nicht verkneifen ab und zu mal die Selfie Besucher Fotozubomben.

Wir kommen an einer riesigen Wand  von Sakefässern vorbei, die dem Schrein gespendet wurden.  Auf der gegenüberliegenden Seite befinden sich überraschenderweise genauso viele Weinfässer.

Wie schon fast traditionell befindet sich der erste Schrein, den wir sehen im Bau. Aber wir haben ja noch die Option auf den weitaus bekannteren Meiji Schrein zutreffen.

Er ist dem beliebten Tenno Meiji mit seiner Frau gewidmet und gar nicht so alt wie man denkt. Errichtet wurde er 1920 und nach einer Zerstörung 1950 erneut aufgebaut.

Leider wird auch hier der Hauptschrein derzeit restauriert. Doch es gibt dennoch genug zu sehen. Die Anlage ist nach alter Shinto-Tradition erbaut mit Torii, Chozuya, Ema, Honden usw.

Als wir im riesigen Hof stehen, zieht ein stürmischer Wind auf und vieles fliegt uns um die Ohren. Die Baumarbeiter lassen sich davon aber nicht stören und wir können zum ersten Mal sehen, wie hier ein Baumverschnitt von statten geht.

Nach der ganzen Natur geht es dann endlich ins Mattiparadies „Shopping“. Diese Tour beginnt mit einem Besuch im Tokyu Plaza direkt bei der Station Omote-sando.
Den Ort wählen wir nicht wegen der schicken Sachen aus, sondern der Eingang zur Shopping Mall ist komplett verspiegelt und gibt ein wirklich spektakuläres Bild ab.
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Von da geht es direkt in den Brennpunkt der japanischen Kawaii-Kultur Harajukus. Auf 350 m Länge reihen sich dicht an dicht Läden mit Mode, Schmuck und Süßigkeiten Ständen… die sogenannte Takeshita-dori.

Hier ist es so voll mit Besuchern, dass man kaum treten kann.  Bereits unser zweiter Laden erinnert uns verdächtig an ein „Tuscheparadies“. Es gibt Entenschuhe für Steffi, Datschenhütte für Rico, Platoschuhe für Jane und und und
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Auch für meinen Papa sehen wir ein super gigantisches T-Shirt, leider passt er in die hier nur vorhanden Kindergrößen wahrscheinlich nicht mal mit seinen Oberarm rein 🙂

Wir stöbern noch eine Weile, bis wir uns zu einer tierischen japanischen Sensation begeben. Tokio ist so verrückt, dass man hier Unmengen an Themencafes vorfindet. Da die Haustierhaltung hier eher schwierig umzusetzen ist, gibt es auch viele Cafes mit Tierthemen. Wo Anfangs noch Hunde und Katzen voll im Trend lagen, werden die Tiere immer skurriler. Schlangen, Igel, Pinguine oder Falken kann man hier inzwischen besuchen. Wir sind sehr Zwiegespalten, ob wir hier Tierquälerei unterstützen, doch die Neugier siegt, wo sonst hat man die Chance den Tieren so nah zu sein?
Wir entscheiden uns für ein Eulen Forst und haben gelesen, dass die Vögel rein aus einer Zucht aufgekauft wurden und noch nie in Freiheit gelebt haben. Klingt schon irgendwie traurig.
Der Raum, den wir betreten ist als kleiner Weg angelegt und überall sitzen die verschiedensten Arten von Eulen. Wir bekommen strikte Regeln, wie wir uns zu verhalten haben, was passiert wenn wir es nicht tun erfahren wir allerdings nicht 🙂
Im ganzen Raum verteilt sind auch Infotafeln, die noch einmal die Eulenart beschreiben, die man hier gerade nur Zentimeter entfernt vor der eigenen Nase sieht.
Vom ganz winzigen flauschigen Steinkauz, bunten Waldkauz, edlen Schneeeule,  bis hin zum riesigen mächtigen Uhu sind eine menge Arten vertreten. Wir kommen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus.

So nah waren wir den Flattertieren noch nie. Anders als beim Tierpark sehen die Tiere hier alle sehr gesund und gepflegt aus, aber man muss natürlich auch ganz ehrlich sagen, die Haltung an dieser winzigen Leine ist absolut nicht Artgerecht.

Doch wir wollten auch so eine Erfahrung mal erleben und müssen diese Tatsache nun dafür ausblenden. Manche Eulen schlafen sogar und lassen sich von dem ganzen Tam Tam um Sie gar nicht stören.

Andere wiederrum sind mega neugierig und beäugen alles und jeden der vorbei kommt. Jan macht sich daraus sogar einen Spaß und filmt zwei Schleiereulen, die immer wieder seine Kamera verfolgen, egal wo er sie hinhält.
Es ist wirklich schon eine Erfahrung für sich, so eine Lokation mal besucht zuhaben. Zum Ausgang gibt es noch eine wahnsinnige Auswahl an Souvenirs und habe ich gedacht, ich konnte mich schon an den lebendigen Eulen nicht satt sehen, fallen mir jetzt fast die Augen raus.
Diese ganzen Eindrücke müssen erstmal verarbeitet werden und so stürzen wir uns nicht wieder ins Gedränge, sondern legen erstmal eine Stärkungspause ein.
Wir entscheiden uns heute mal passend zum Tag für einen „hipen“ Laden, wo es viele kleiner Snacks zur Verköstigung gibt. Viele kommen hier her um mit ihren „coolen“ Shake ein Selfie zu machen.
So fühle ich mich gar nicht fehl am Platz, als ich auch unser Essen fotografiere. Einen spezial Shake gibt es aber bei uns nicht zu bestaunen. Dennoch sieht das Essen sehr appetitlich aus und schmeckt sogar.
Gut gestärkt kann es so weiter auf unsere Shopping Tour gehen. Hier findet man unserer Meinung nach auch zahlreiche Sachen, die man nur in Japan tragen könnte oder würde dies jemand in Deutschland anziehen?
Wobei ja auch hier die meiste Zeit eher Anzüge getragen werden, weil dies in Japan indirekte Vorschrift in den Firmen ist. Nur wer diesen trägt wird auch fachlich anerkannt und für fähig gehalten. Uns belustigen die Läden alle mal.
Irgendwann reicht es dann auch mir mal mit den ganzen Menschen und Gedudel. Man muss dazu sagen, das es hier ein bisschen wie auf den Jahrmarkt zugeht und immer wenn wir einen Laden verlassen, japanische Kopfstimmen uns ins Ohr soufflieren „Warum hast du nix gekauft? Schau doch noch mal genauer nach, ob du was findest“
So geht es dann doch pappen satt an Marions Crêpes Stand vorbei erstmal nach Hause ein wenig ausruhen und abschalten.
Wir haben heut noch großes vor, doch dazu später mehr. Erstmal geht es nach der Pause zu Fuß Richtung den Stadtteil Shinjuku. Hier befindet sich unter anderem das Tokyo Metropolitan Government Building und wir haben gelesen, dass man hier kostenlos auf einer Besucherplattform den Blick über die Stadt genießen kann.
Doch schon von weiten hören wir einen mega Aufmarsch vor dem Gebäude. Hier wird ganz eindeutig für etwas demonstriert und wir finden im Dunkeln den Eingang nicht. Da die nicht demonstrierenden Einwohner hier im schnellen Schritt nur vorbeieilen können wir nicht mal jemanden fragen. Also entscheiden wir uns unverrichteter Dinge zu unserem Hauptspektakel weiter zu laufen. 
Je näher wir unserem Ziel kommen, desto mehr nimmt auch der Schilderwald auf den Straßen zu. Hier sind wir eindeutig richtig.
Da ihr immer noch nicht wisst, wo es hingeht, lösen wir nun mal die Frage auf. Wir sind auf dem Weg zum „Roboter Restaurant“. Dieses ist mehr Show als Restaurant und wurde uns von jeglichen Prospekten wärmstens empfohlen.
Da die Meinungen eher in „zu verrückt für diese Welt“ gehen, wollen wir es uns heut selber antun und sind gespannt was uns erwartet. Der Ticketstand sieht schon vielversprechend aus.
Zahlreiche Stars waren hier schon zu Gast und die wartenden Japaner drehen völlig durch bei den Namen die an der „Ahnen“ Tafel hängen. Wir kennen nur wenige, zum Beispiel Spice Girls, Kristen Stewart (Twilight) oder Skrillex.
Tatsächlich treffen wir hier mehr deutsche Touristen als sonst irgendwo gesehen. Gleich zwei Familien stehen in unserer Nähe und unterhalten sich über die Erwartungen. Dabei frage ich mich, ob die oder wir hier falsch sind. Doch wir werden sehen.
Durch einen langen spucki wirkenden Flur geht es in den vermeintlichen Aufenthaltsraum. Und die Vermutung liegt nun eher nahe, wir sind hier richtig. Eine japanische Sängerin versucht sich kläglich in Soul und uns ist es hier ein wenig zu hip.
Wir laufen schon einmal weiter zu dem Raum mit der Bühne. Doch kommen nicht weit. Überall sind hier crazy Zeichnungen und Skulpturen an Wänden und Decken.
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Wir müssen noch warten, denn eine Show läuft noch. Doch die Geräuschkulisse von außen ist schon vielversprechend freaky. Als wir dann endlich rein dürfen kommen wir kaum auf unsere Stühle, denn alles ist hier super eng gestaltet.

Nach einer kurzen Einweisung, welche Gefahren uns erwarten und wie gefährlich gleich alles wird, geht es endlich los.
Es wird laut, bunt, verrückt, verstörend, aber auf jeden Fall sehr unterhaltsam!
Verkleidete Artisten und Musiker trommeln und schreien durcheinander, sitzen auf ferngesteuerten „Robotern“ und spielen die Geschichte des Krieges zwischen Weltraumrobotern und Waldvolk-Ureinwohnern nach.
Wir haben das Gefühl, dass hier zwei Augen einfach zu wenig sind und einen Sinn vom ganzen Spektakel sucht man vergeblich.
Aber wer braucht das schon, wenn Dino-Roboter, Gitarre spielende Elfen und leuchtende Einhörner im Sekundentakt durch den Raum fliegen! Ganz nach unserem Geschmack. Auch Feuerspeiende Drachen sind mit von der Partie.

Im ganzen Trubel gibt es dann auch noch als I- Tüpfelchen in der Pause- Winkelemente.  Unsere deutschen Teilnehmer haben es bereits aufgegeben und sind schon lange gegangen.  Doch wir sind einfach nur geflasht.

Am Ende hauen Sie noch einmal alles raus was geht und war die Musik bzw. die Showeffekte vorher schon laut, legen sie jetzt noch einmal eine Schippe drauf, wenn das alles überhaupt zu toppen ist. Wir machen drei Kreuze, dass wir Ohropax eingepackt haben.

 

Das Roboter Restaurant ist ohne wenn und aber ein super durchgeknallteste verrückteste Erlebnis und man glaubt es erst, wenn man es mit eigenen Augen gesehen hat. Irgendwie wirklich die Spitze des völlig durchgedrehten Tokyos.

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