Heute sind wir mal ganz mutig und stellen uns einen Wecker. Wir wollen die morgendlichen Trainings in einer Sumoringer Halle anschauen und müssen so zeitig aus dem Bett kommen. Wir ihr uns mittlerweile kennt, könnten wir jetzt behaupten der Wecker hätte nicht geklingelt, aber letzten Endes blinzeln wir uns an und entscheiden das Bimmeln dieses unnachgiebigen Dings zu ignorieren. Richtige Helden braucht das Land.
Auch nach dem Aufstehen ist richtiger Stress angesagt, wir fletzen uns vor den Fernseher und zappen unsere 12 Kanäle durch. Auf sage und schreibe allen 12 Kanälen werden Kochsendungen gezeigt, schon super wichtig. Die Tagesschau sieht aus wie ein Zeichentrickfilm und die Werbung zeigt ebenfalls ausschließlich Essen oder Mangas.
Essen wird hier also zum Vormittag groß geschrieben, nach dieser Erkenntnis verschlägt es uns auf den Weg zum Fischmarkt.
Dieser ist trotz Regen wirklich gut besucht. Was uns wie immer nicht davon abhält selbst einen Blick auf die zahlreichen Theken zu werfen.
Überall riecht es anders und die Auswahl ist reichlich bzw. vielseitig. Natürlich findet sich auf so einen Markt hauptsächlich Fisch, aber auch Muscheln, Krabben oder Seetang kann käuflich erworben werden.
Für die Neugierigen oder Mutigen sind an vielen Ständen Probierhäppchen ausgelegt. Doch nachdem sich Jan beim letzten Versuch zahlreiche Kreten eingehandelt hat, ist auch er vorsichtig geworden. Wer kann auch davon ausgehen, dass man einen ganzen Fisch als Cracker trocknet bzw. anbietet.
Zum ersten Mal kann ich hier eine richtige Wasabi Pflanze bewundern oder zumindest, welcher Teil der Pflanze zur weiteren Verwertung wichtig ist.
Wie immer sind auch ausgefallene teure Produkte zu finden.
Zum Beispiel geht hier eine Art Mini Seegurke für den Stückpreis von 72 Euro über den Ladentisch. Was auch immer so besonders an dieser kleinen schwarzen Wurst ist, wir finden es nicht heraus.
Neugierig betrachten wir da lieber die Kadaver eines frisch zerlegten Tunfisches. Wir haben gelesen, dass jeden Tag über 2.000 Tonnen an Meeresfrüchte gehandelt werden, damit ist er der größte Fischmarkt auf der ganzen Welt.
Da der Regen immer mehr zunimmt, entscheiden wir uns zum Aufbruch und Nahrungssuche. Durch den frischen Fisch sind die Preise hier extrem hochgeschraubt und so fahren wir mit der Bahn lieber ein Stück raus aus dem Viertel.
Beim Ausgang der Bahnstation werden wir überrascht vom außergewöhnlichen Asahi Headquarter Buildings. Eigentlich hatten wir gar nicht vor es zu besuchen, aber wenn wir einmal da sind, kann man ja auch gleich mal Bilder machen.
Das Bauwerk ist der Form eines Bierglases nachempfunden, wobei die gezackte Spitze den Schaum bilden soll.
Wir müssen nicht lang suchen bis wir hier einen preiswerten traditionell aussehenden Sushi Laden finden. Denn zum letzten Tag haben wir uns vorgenommen noch einmal „Sushi Running“ in Japan auszuprobieren.
Das heißt wir nehmen an einer Art Laufband, ich nenne es Freßband platz und lassen uns vom Experten beköstigen. Dieser füllt das Band mit immer neuen Kostbarkeiten und bezahlt wird am Ende nach Farbe der Teller.
Alles sieht frisch und lecker aus. Jan fühlt sich quasi im Paradies der exotischen Häppchen. Während er sich durch Fisch, Muscheln und Schnecken probiert, bleibe ich lieber bei Lachs, Tunfisch und Gürkchen 🙂
Der Sushi Meister meint es anscheinend besonders gut und vor unseren Augen werden sogar noch verschiedene Fischsorten mit Käse flambiert.
Uns läuft das Wasser im Mund zusammen und obwohl wir eigentlich schon genudelt sind, probieren wir sie auch noch. Leider schmecken diese eher nach Gas, wahrscheinlich liegt es an dem außergewöhnlichen Brenner der verwendet wurde, er erinnert uns stark an die Gaskartusche in unserem Wohnwagen.
Wir wollen uns nicht beklagen, denn der Rest schmeckt ausgesprochen gut. Nach einem Berg voll Tellern verlassen wir gut gesättigt das Arrangement.
Wir sind ganz mutig und begeben uns zum Abschluss der Tempelbesuche zum Asakusa Schrein. Das Bauwerk befindet sich auf der Top 10 Sehenswürdigkeitenliste von Tokio, dass heißt hier wird es brechend voll.
Und schon die Zufahrtstraße verrät, der Reiseführer hat nicht gelogen. Wir sind gewillt umzudrehen, aber nun sind wir schon einmal da, dann werfen wir natürlich auch einen Blick auf den Asakusa.
Doch zunächst müssen wir es durch das Eingangstor schaffen, warum hier überdimensionale Latschen an der Wand hängen können wir nicht verraten.
Dafür wissen wir aber, dass wir gerade einen Kaminari mon durchquert haben, quasi ein Donnertor.
Wir werfen nur einen Blick von außen auf den ältesten und bedeutendsten buddhistischen Tempel. Hier merken wir deutlich, dass wir der Touristen wirklich satt sind und absolut keine Lust haben uns noch weiter im Gedränge fortzubewegen.
Wir laufen zur nächsten Bahnhaltestelle nicht den üblichen Besucherweg und können schon nach wenigen Minuten wieder die Vögel hören, gar nicht weit von der Tempelanlage befinden sich diese Buddha Staturen, doch keiner beachtet Sie, weil ja nur der Asakusa-dera auf der Top 10 Liste steht 🙂
Unser Ehrgeiz hat uns gepackt und so versuchen wir heute noch einmal einen Versuch auf das Metropolitan Government Building zu gelangen. Den Weg kennen wir nun schon und sind gespannt, ob es uns heut gelingt bzw. wir Glück haben.
Im Hellen erreichen wir den Eingangsbereich und sehen heute Dinge, die wir gestern im Dunkeln und durch die Demonstration gar nicht wahrnehmen konnten. Überall auf den Vorplatz sind kleiner Skulpturen, mir gefällt am Besten die „Eva und Adam“ Nachbildung.
Heute können wir tatsächlich auch das Gebäude betreten und mit den Fahrstuhl kostenlos in das 45. Stockwerk düsen. An der Spitze gibt es herrlichen Ausblicke in fast alle Richtungen.
Es gibt auch einen spät geöffneten Geschenkladen und Legenden unter einigen Fenstern, die erklären, welche Wolkenkratzern zu sehen sind.
Den Mt. Fuji können wir leider nicht entdecken, denn wie schon einmal erlebt, hängen dicke Regenwolken über den Bergen. Aber bei der tollen Aussicht ist es nicht weiter schlimm.
Wir können uns gar nicht satt sehen an den so unterschiedlich konzipierten Bauwerken. Zwischen den ganzen riesigen Businessgebäuden tauchen immer wieder winzig wirkende traditionelle Wohnhäuschen auf, echt spickig zu betrachten.
Wir warten nicht darauf, dass die Sonne ganz untergeht, sondern brechen eher auf. Jan hat sich in den Kopf gesetzt noch einmal das Shibuya Crossing zu besuchen. Ihm waren es laut eigener Aussage, zu wenig Menschen beim letzten Mal.
Also geht es mit der Bahn noch einmal mitten ins Getümmel. Diesmal sind tatsächlich mehr Leute unterwegs, aber noch immer nicht die versprochenen 15.000 Menschen. Wir überqueren die Diagonalquerung und bahnen ins den Weg zum nahegelegenen Kaufhaus.
Von hier hat man erneut einen super Blick auf die Kreuzung und so beobachten wir noch einmal das Ameisengewimmel bei einer Grünphase.
Nach diesem Spektakel geht es noch zum Abschluss zur berühmtesten Statur des Shibuya Viertels. Der Legende nach, soll hier zum Feierabend immer ein kleiner Hund namens Hachiko auf sein Herrchen gewartet haben. Auch nach dem Tod des Herrchens kam der Vierbeiner noch sieben Jahr an diesen Ort, bis er ihm folgte. Die traurige und ehrenwerte Geschichte von Freundschaft bzw. Treue wurde dann hier mit einer kleinen Statue verewigt.
Wir verlassen die hyper hyper Straße wieder und machen uns auf Richtung Apartment. Eigentlich wollten wir nicht so spät zu Hause ankommen, weil wir natürlich noch die letzten Sachen packen müssen. Aber wie immer bei unserem Zeitmanagement funktioniert alles wie geplant.
Somit packen wir schon nach der Dunkelstunde unsere Sachen und entledigen uns noch im nahegelegenen Supermarkt unseres Mülls. Die Vermieterin hat uns Angst gemacht, dass wir genau auf die Trennung achten sollten, weil Nachbarn kontrollieren. Irgendwie kommt mir das bekannt vor 🙂