Durch den Monsun

Der Wecker klingelt auch an diesem Tag, doch heute können wir uns nicht noch einmal umdrehen* Hmpf

Es ist unser Abreisetag und wir müssen die Metro pünktlich erreichen. Alles ist verstaut, hoffentlich nix vergessen und so brechen wir auf in die Hauptverkehrszeit der Arbeitenden Bevölkerung. Ein bisschen gefrustet treten wir vor die Tür, denn es regnet wie aus Kannen und nass am überklimatisierten Flughafen ankommen ist eigentlich das Letzte was wir wollen.

Gut das wir im Urlaub Regenschirme gekauft haben, die kommen also auch am letzten Tag zum Einsatz. Ein wenig umständlich quetschen wir uns mit Sack und Pack unter die Plastikrettung, doch ein wenig hilft es schon und so triefen hauptsächlich nur die Schuhe.

Wo ist der Jan? 🙂

Schon beim Ticketziehen wird uns bewusst, das war eine wirklich ausgesprochen blöde Idee, früh um 7.30 Uhr mit dem öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren. Aber wir haben keine andere Chance, denn bei den Flügen hatten wir an solche „Banalitäten“ nicht gedacht. Somit heißt es „Augen zu und durch“. Japaner sind zum Glück ausgesprochen höfflich und so wird zwar gequetscht, aber nicht zerquetscht.

Beim letzten Umstieg dann der Schock, trotz großer Bemühungen sind wir für den Bummelzug zu spät und müssen für die letzten Kilometer einen Expresszug wählen. Das ist dann eher Glück im Unglück, denn der Zug ist fast leer und so haben wir ein riesen Abteil für 90 Minuten Fahrt ganz für uns allein. Kein Gedränge oder Gequetsche, sondern im Gegenteil sogar einen Sitzplatz. Man kann also auch entspannt reisen. Leider sehen wir hier am Bahnhof keine Putzaktion der Züge, sodass wir davon nicht berichten können.

Der Zug hält direkt unterm gewünschten Terminal 1, sodass wir hier nicht mal mehr groß suchen müssen. Mit den Rolltreppen geht es sechs Etagen höher zur Gepäckabgabe, immer wieder werden wir gefragt, was sich in dem langen Rohr befindet, obwohl wir inzwischen Spezialisten im Angelpantomime sind, wissen wir nicht ob man uns nicht glaubt oder es tatsächlich nicht versteht.

Dennoch geht alles ohne Probleme durch und das Gewicht scheint gar keine Rolle zuspielen. Nach der ersten geschafften Etappe geht es weiter zur Personenkontrolle und auch da gibt es überraschenderweise keine Komplikationen. Somit sind wir dann auch schon drin und können es kaum glauben.

Die Zeit bis zum Einlass ins Flugzeug vergeht ebenfalls wie im Fluge und es werden noch die letzten Yen auf den Kopf gehauen. Bei der Auswahl an Kitsch und Klimbim in den zahlreichen Taxfree Shops wohl eher ebenfalls unproblematisch.

Und um dem ganzen Glück der letzten Stunden noch eins obendrauf zusetzen, im Flugzeug selbst bekommen wir nicht nur einen gemeinsamen Platz, sondern können uns auch über den fehlenden Sitznachbarn in unserer dreier Reihe freuen.

Die Auswahl der Filme im Flugzeug ist diesmal eher Mau, dennoch finden wir natürlich ein paar Herzschmerz- und Aktionschmankerl während wir auf die Starterlaubnis auf dem Rollfeld warten. Wir haben viel Zeit für den Umstieg in Düsseldorf eingeplant, sodass wir tiefenendspannt eine Verspätung in Kauf nehmen können.

Leider regnet es noch immer so stark, dass auch beim Start ein weißer Dunst sofort das Flugzeug einhüllt und keinen Blick auf Tokyo freigibt. Vielleicht weint hier auch der Himmel, dass wir schon wieder aufbrechen müssen, man weiß es nicht so genau 🙂

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Das Essen beim Rückflug ist wieder gut durchmischt. Es gibt, wer hätte es gedacht? Fisch, Reissalat, aber auch Curry, Pancakes  und Würsten. Zum Glück bestellen wir immer unterschiedliche Gerichte, denn das Curry ist trotz der Höhenunterschiede ganz schön scharf.

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Wolkenfelder begleiten uns bis Europa und sehen natürlich von oben spektakulär aus. Doch je näher wir der Heimat kommen, desto öfter können wir auch mal einen Blick auf die Umgebung erhaschen.

Jan das Adlerauge kann sogar mal ein Kreuzfahrtschiff auf dem Meer erhaschen.
Wer kann es auch entdecken 🙂
Ansonsten ist es ganz cool, dass Jan die Helligkeit der Fenster selbst regulieren kann. Ein kurzer Knopfdruck und innerhalb kürzester Zeit verdunkelt sich die zuvor klare Glasscheibe. Diese Technik hatten wir bisher noch in keinem anderen Flugzeug gesehen.
Unsere Zwischenlandung in Düsseldorf klappt trotz anfänglicher Verspätung doch pünktlich und somit müssen wir uns wieder der deutschen Anmeldungsprozedur unterziehen. Hier will man sogar das wir den verschweißten Süßkram auspacken, als ob wir Schwerverbrecher wären. Auch wenn die grüne Farbe mancher Nascherein auf Atomareenergien hindeutet, schaffen wir es durch die Prüfung und merken schnell wo wir hier wieder gelandet sind.
In der Lobby hat sich eine riesen Menschentraube gebildet und wir vermuten erst, dass hier die nächsten Kontrollen auf uns warten, doch Fehlanzeige.
Hatte man sich in Japan null für Fußball interessiert, stehen hier alle Reisenden vor einem Minifernseher und fiebern mit den Kickern des WM Viertelfinals.
Unser nächster Flug lässt 3 Stunden auf sich warten und wir nehmen in einer leeren Wartezone platz. Mit der Zeit gesellen sich immer mehr Fluggäste zu uns und wir vermissen immer mehr das Land, wo wir keinen Menschen verstanden haben und alle höfflich leise gesprochen oder telefoniert haben.
Einen kleinen Schockmoment erleben wir, als ein Helfer einen alten Mann im Rollstuhl mit in den Wartebereich schiebt. Allerdings kehrt er schon wenige Minuten später zurück und schreit den Mann ins Ohr, dass sein Flug leider gecancelt wurde und Sie jetzt mal zum Ticketschalter gehen. Wir werden hellhörig, denn unser Flug ist der Einzige der heute noch nach Dresden geht. Nach einigen Schweißperlen auf der Stirn erfahren wir, es handelt sich um einen Flieger nach Wien *puhhh
Da ist es auch gar nicht mehr so schlimm, dass wir hier nun für die Überquerung mal keine gemeinsamen Sitzplätze erhalten haben. Ein Bus bringt uns fast 15 Minuten lang aufs Rollfeld. Langsam fangen wir an zu glauben, dass er uns vielleicht sogar direkt in die Heimat fährt. Doch dann hält er endlich in der hintersen Ecke an und ich kann noch meinen Rucksack vor der Maschine liegen sehen *Hmm
Ich sitze mitten an den Reifen unter dem Flügel und bin froh, dass die Maschine uns überhaupt nach Dresden bringt. Es ist faszinierend zu sehen, wie die Räder nach dem Start eingeklappt und erst kurz vor der Landung wieder rausgeholt werden.
Wir landen bei schönsten Sonnenschein,  aber kühleren Temperaturen als erwartet. 16 Grad sind hier und kurze Hosen nicht wirklich angebracht. Jan borgt mir noch seine dicke Strickjacke, dass ich nicht friere. So sehe ich ein bisschen wie ein Straßenpenner aus. Aber wer konnte das auch ahnen? Gestern waren hier ebenfalls noch 30 Grad und somit hatten wir uns über solche Schwankungen gar keine Gedanken gemacht.
Noch ein bisschen hibbelig, ob wirklich alles Gepäck mitgekommen ist begeben wir uns zum Schalter und können Stolz verkünden, alle Gepäckstücke sind mit dem Flieger mitgereist. Somit ist mal wieder ein Auslandsausflug erfolgreich geglückt und wir sind froh über die wahnsinnig verschiedenen Eindrücke.

1 Gedanke zu „Durch den Monsun

  1. Es war echt schön, wieder mit euch zu reisen! Tolle Berichte!
    Ich hoffe, der Crepê ist noch frisch bei unserem Wiedersehen 😉
    Bis bald!

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