Um auch wirklich sicher zu gehen, dass unsere Zeltnachbarn uns hassen und es bereuen für uns umgeparkt zu haben (Sarkasmus), verlassen wir heut schon ohne Frühstück um 7 Uhr den Platz. Schnell alles eingepackt und dann im Schneckentempo durch die Pfütze, damit wir nicht noch im Zelt für eine Überschwemmung sorgen.
Wir wollen super zeitig an einem touristischen Ausflugsziel ankommen, um einen der wenig raren Parkplätze zu ergattern. Doch wie immer gibt es einen Fehler im Plan, denn als wir die bereits gestern passierte Straße erreichen, springt genau vor uns der Bauarbeiter mit seinem Stoppschild auf den Asphalt. Das eine Auto hätte er ja auch noch abwarten können. Somit haben wir heute einen Logenplatz auf die Sprengung.
Trotz der Verspätung bekommen wir noch einen Parkplatz in erster Reihe und frühstücken erstmal, bevor wir uns auf den Rundweg um den legendären Emerald Lake machen. Er ist der größte von Yohos 61 Seen und eine kleine landschaftliche Perle inmitten der majestätischen Szenerie der Rocky Mountains.
Der Smaragd-See liegt eingebettet zwischen beeindruckenden Bergen bzw. umgeben vom dichten Wald und macht seinem Namen alle Ehre.
Die außergewöhnliche, intensiv türkis-grüne Farbe erhält er durch den hohen Anteil von Kalksteinpulver im Gletscherwasser, dass den See speist.
Erst 1882 wurde das kühle Nass rein zufällig vom Bergführer Tom Wilson entdeckt, als er ein paar ausgerissene Pferde einfing und dabei auf den See stieß.
Der Emerald Lake Ist natürlich absolut kein Geheimtipp, aber als wir die Bustouristen am Parkplatzbereich hinter uns lassen, wird es bedeutend ruhiger.
Überall ergeben sich schöne Fotostopps und somit brauchen wir für die 5,2 Kilometer lange gemütliche Wanderung bedeutend länger als ausgeschrieben.
Neben dem intensiv gefärbten Gewässer, sind auch die gesteins brüchigen Lawinenhänge sehr beeindruckend. Die intensiven Farben erinnern uns sehr an Neuseeland.
Angler kreuzen auf halber Strecke unseren Weg und schon da müssen wir ja quasi zur Eigenrecherche stehen bleiben. Doch Jan ist skeptisch, denn so richtig drauf haben sie es augenscheinlich nicht.
Beim Weg direkt durch den Wald sind wir der Meinung Elche zu hören, vielleicht ist es auch die paranoia, weil uns Besucher erzählten, dass Sie auch welche gehört hatten. Auf jeden fall versuchten wir uns im Schlamm als Fährtensucher…
Durch die trichterartige Beschaffenheit der Gegend, haben hier Strauchpflanzen die besten Bedingungen zu wachsen. Somit gibt es wahnsinnig viel unterschiedliche Beeren zu begutachten.
Diese locken natürlich auch Wildtiere an, sodass wir mit Glück auch tatsächlich Bären und Elche zu Gesicht bekommen könnten. Ob wir wirklich einem Bär so direkt gegenüberstehen wollen, sei mal dahin gestellt. Jan ist da etwas skeptisch und ich wie immer blauäugig bzw. sensationsgeil.
Wir können euch aber beruhigen, hier sehen wir keine gefährliche Tiere. Vielleicht mal interessant … Die gefährlichsten Tiere in Kanada in Rangliste:
- 1 Moose (Elche)
- 2 Schwarze Witwe (Spinne)
- 3 Prairie Klapperschlange
- 4 Cougar (Puma)
- 5 Eisbär
- 6 Grizzlybär
- 7 Schwarzbär
- 8 Massassauga Klapperschlange
- 9 Wolf
- 10 Kojote
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Am Endes des Rundweges befindet sich eine wunderschöne Lodge. Diese liegt direkt am Emerald Lake und bietet eine herrliche Aussicht.
Hier könnten wir uns auch gut vorstellen einzuziehen, zum Glück wissen wir nicht, was eine Übernachtung kostet, da fällt träumen leicht.
Als wir am Parkplatz wieder zurück sind, verstehen wir den Hinweis, hier sehr zeitig einen Stellplatz zu suchen.
Autos, Busse und Camper parken inzwischen wild in der Gegend, weil der Platz einfach nicht ausreicht.
Natürlich freut sich da der nächste große Campingwagen, als wir den Parkplatz räumen und uns zum nächsten Aussichtspunkt aufmachen. Am Anfang der Zufahrt zum Emerald Lake liegt eine spektakuläre Natural Bridge – ein weiterer schöner Fotostop auf dem Weg durch den Nationalpark.
Ein extremes Rauschen empfängt uns schon von weitem und steigert die Vorfreude auf die steinerne Brücke, die den Kicking Horse River durch eine schmale natürliche Öffnung zwängt.
Es bietet sich uns eine tolle Aussicht und als alte Wasser`voll`Touristen sind wir natürlich super begeistert über diesen Anblick.
Weiter führt uns unsere Reise zu den Takakkawa Falls. Die Anreise ist sehr spannend und erinnert uns ein wenig an japanische Verhältnisse. Die Zufahrt erfolgt über die Yoho Valley Road und erst nach teilweise sehr engen Serpentinen erreicht man den Parkplatz. Wir sind uns zeitweise gar nicht sicher, ob wir mit dieser Größe von Wohnwagen überhaupt hier langfahren dürfen, am Anfang der Straße waren unserer Meinung aber nur Anhänger nicht erlaubt.
Am Ende der dreizehn Kilometer langen Straße sieht es ebenfalls spannend mit parken aus. Wir versuchen uns erst in eine kleine Lücke zu zwängen und Jan manövriert das riesige Geschoss bereits ganz zielsicher in die Parkbuchte, anwesende Beobachter sind schon ganz aufgeregt und zu unserem Glück starten ebenfalls Besucher aus einer größeren Parklücke, sodass wir dann ohne Probleme lieber in diesen Bereich einfahren.
Mit einer Höhe von über dreihundertachtzig Metern, sieht man den Wasserfall bereits von weitem. Die freie Fallhöhe beträgt allerdings “nur” 254 m, dennoch ist die Größe schon sehr beeindruckend.
Ein gut ausgebauter Wanderweg führt uns direkt an den Fuß des zweithöchste Wasserfall Westkanadas und lässt uns so das ganze Ausmaß überblicken.
Das Wetter wollen wir an dem heutigen Tag mal wirklich lobend erwähnen. Zwar hängen dicht Wolken über uns, aber vom Regen bleiben wir verschont.
Vielleicht ganz interessant zur Hintergrundinformation… Kurz nach dem Parkplatz bietet sich uns ein schöner Fotostop mit knallig roten Stühlen. Das ist im ersten Moment natürlich nix ungewöhnliches, aber die Geschichte dahinter ist schon nennenswert.
Dies sind nämlich sogenannte Upcyclingmöbel, also Gegenstände die aus recycelten Kunststoff hergestellt wurden. Jamie Bailey erstes Ziel war, gebrauchten Kunststoff von Deponien und das Meer von Müll zu befreien. Ein weiteres Ziel war, Möbel herzustellen, die die Optik und die Wärme von Holz bieten, die aber ohne weitere Pflege, sowie ohne weiteres Streichen verschiedenen Witterungsbedingungen standhalten. Er hätte sicher nicht gedacht, dass er mit diesem Design bzw. mit seiner Idee ein kanadisches Nationalsymbol schafft. Überall im Land findet man bereits die Stühle an Aussichtspunkten.
Lake Louise steht als nächster Tagesordnungspunkt auf unserer ToDo Liste. Wir sind schockiert von der Touristenhochburg. Wir hatten zwar gelesen, dass man sich auf viele Besucher einstellen sollte, aber diese unbeschreibliche Maße an Menschen überfordert uns dann doch.
Wir ärgern uns, dass wir nicht die Chance einer Kanufahrt am wunderschönen Emerald Lake genutzt haben. Erschienen uns dort 45 Dollar (30€) für eine Stunde ziemlich hoch, bekommen wir hier mit 115 Euro für eine halbe Stunde paddeln den Mund nicht zu.
Bei so einer crazy Maschinerie ergreifen wir die Flucht. Nicht ohne uns über unsere nächste Station Sorgen zu machen. Hoffentlich ist es in Banff nicht auch so überfüllt.
Banff ist ein Ferienort und die größte Ortschaft innerhalber der kanadischen Provinz Alberta. Zum Glück verteilt sich der Ansturm, obwohl es hier viel zu sehen gibt. Auf der Hauptstraße stehen Boutiquen, Souvenirläden und Restaurants Seite an Seite. Es ist ein schönes Flair, denn in der Umgebung gibt es keine ollen Hochhäuser zu sehen, sondern es erinnert eher an ein gemütliches Country Dorf und noch dazu ragen die Gipfel von Mount Rundle bzw. Mount Cascade, die zu den Rocky Mountains gehören, über der Stadt.
Unser erster Anlaufpunkt ist das Restaurant Tony Roma. Hier soll es die besten Rippchen der Welt geben und davon will sich Jan natürlich selbst überzeugen. Das Lokal ist noch sehr leer um die Uhrzeit, doch wir werden allerdings dennoch zwischen zwei weitere Gästegruppen dazwischen gesetzt. Oh man, wir sind doch nicht in Dänemark.
Jans Essenswahl ist leicht zu erraten, ich entscheide mich dagegen für ein Hähnchen Sandwich, in der festen Überzeugung “damit kann man nix falsch machen“… Denkste!
Das mir gebrachte Etwas gleicht eher einem Burger und selbst unsere Tischnachbarn staunen über die Auslegung eines Sandwiches. Der Kellner erklärte, dass er es super lustig findet, wenn die Leute so überrascht schauten und es Hähnchenfleisch mit einer Panade aus eingelegten Brot mit Maple Syrup wäre. An sich klingt das ja ganz nett, jetzt das große aber… es waren vielleicht 5 Millimeter Fleisch und drei Zentimeter steinharte Panade, die man einfach nicht essen konnte.
Man bekam die Panade nicht geteilt und wenn man ein Stück abbrechen konnte, erstickte man fast an der staubtrockenen Konsistenz. Jan war ganz zufrieden mit seiner Wahl, auch wenn es seiner Meinung nach nicht die weltbesten Spareribs waren.
Nun muss man dazu sagen, dass wir schon den ganzen Tag auf diese Mahlzeit hin gehungert hatten, dementsprechend war natürlich auch meine Frustration groß, so einen Schrott auf dem Teller vorzufinden. Jan hatte da genau die richtige Lösung parat, um meine Laune wieder zu heben.
Aus dem Fenster des Restaurants hatte er genau gegenüber einen Weihnachtsladen erblickt. Dieser war einfach großartig und bis unter die Decke gefüllt mit Winterkram.
Auf mehreren Etagen tummeln sich Weihnachtskugeln, Dekorationsartikel, Figuren, Lichter, Anhänger und und und. Hier ist sozusagen das ganze Jahr Weihnachten und alles glitzert und blinkt. Man kann sich gar nicht satt sehen undhat das Gefühl, es geht immer weiter, immer immer weiter.
Da kann Mattis Mama trotz ihrer reichlichen Fülle an Weihnachtssachen nicht mithalten und sich auf jeden fall noch eine Scheibe abschneiden. Wir wollen uns kaum trennen von dem ganzen Klimbim und können gar nicht sagen wie viel Zeit wir hier verbringen, doch wir müssen noch auf Campingplatz Suche gehen und lösen uns deshalb schweren Herzens.
Zum Glück machen wir uns so zeitig auf die Suche, denn zu unserer großen Überraschung sind die ersten zwei Campingplätze, die wir anfahren, voll. Vielleicht klingt das jetzt nicht ungewöhnlich, doch wenn man bedenkt, dass wir uns in der Nebensaison befinden und ein Platz ca. 400 Stellplätze umfasst, ist es schon erschreckend. So langsam wird es dunkel und wir müssen nun höllisch aufpassen, dass wir keine neue Kühlerfigur bekommen. Gerade zum Abend ist das Waldgebiet Natur pur.
Unsere letzte Hoffnung ist der sogenannte “Tunnel Mounten Village” Platz. Er besteht aus 4 Sparten, die insgesamt 1500 Camper aufnehmen. Direkt beim “Tunnel Mounten Village 1” haben wir Glück… das war knapp, denn sonst hätten wir weit zurück fahren oder Wild campen müssen.
Oh man, ich bin voll begeistert. Den Weihnachtsladen hätte ich auch gerne gesehen. Gerusch soweit das Auge reicht. Toll. Aber der See war auch schön mit dem grünen Wasser. Super Bilder. Die Zelter taten uns schon ein bisschen leid. Wir kennen auch das Gefühl, wenn nebenan leckere Gerüche sind und es dort warm und gemütlich ist. :((