7 Uhr klingelt heute unser Wecker, wir geben den Versuch nicht auf es auch mal zeitig aus dem Bett zu schaffen, um mehr vom Tag zu haben. Ob es nun am Wetter liegt oder unserer Liebe zum gemütlichen Bett, dass will ja schließlich auch ein wenig Betreuung… können wir nicht sagen. Doch der Wecker wird wieder einmal weitergestellt.
Pünktlich 8.55 Uhr fährt unser Camper vom Platz auf die schönste Straße oder wie auch immer. Uns empfängt Regen, viel Regen.
Unsere Camper App hat uns heute eine wunderschöne Wanderung empfohlen, doch nun sind wir natürlich unsicher, ob wir bei dem Regen diese wagen sollten.
Beim Parkplatz angekommen beobachten wir andere Reisende, wie sie sich entscheiden. Doch es sind eher wenige für pro Bergaufstieg. Die Mehrzahl fährt weiter. Wir auch.
Nur wenige Kilometer weiter dreht Jan plötzlich um- “Es gibt ja schließlich kein schlechtes Wetter”. Wir ziehen unsere Regensachen an und wählen einen Zwiebellook, ohne Sonne kühlen die Temperaturen hier derzeit am Tag auf 10 Grad ab.
Laut Beschreibung der App ist die Wanderung auch für ungeübte Wanderer leicht zu bewältigen. Wir sind gespannt und wagen den Aufstieg zum sogenannten “Parkers Ridge”. Dieser führt zunächst im Zick-Zack durch einen Tannenwald. Hin und wieder bleiben wir stehen und genießen den Ausblick. Nach einiger Zeit erreichen wir die Baumgrenze und laufen über eine Art Plateau, bevor ein weiterer steiler Anstieg folgt.
Der Regen ist unangenehm und wir ziehen noch ein Stück weiter die Kapuze über uns. Der erste Ausblick dafür aber lohnenswert. Obwohl wir bis jetzt nur die Hälfte der Höhenmeter erreicht haben, kann man schon weit ins Tal schauen.
Wir kämpfen uns immer weiter die Serpentinen nach oben und das Wetter wird tatsächlich immer besser. Nach 260 bewältigten Höhenmeter kitzelt uns tatsächlich die Sonne ins Gesicht.
Wir sind froh, dass wir uns für den Aufstieg entschieden haben und werden noch zusätzlich mit einem fantastisch Blick auf den längsten Gletscher des Columbia Icefields belohnt.
Der Saskatchewan Glacier ist derzeit insgesamt 9 km lang und mündet dann in einen kleinen See. Wir betrachten ihn nur von oben und schon das ist sehr beeindruckend.
Weiter geht es nach oben bis an die Bergkante, ein wenig wie auf dem Mond prägt hier eine Gesteinslandschaft die Umgebung.
Uns fliegen halb die Ohren weg, so stark pfeift hier der Wind über die flache Ebene. Man kann kaum atmen, so massiv pustet es hier.
Direkt an der Spitze ist man weit weg vom Massen-Tourismus und neben dem tosenden Wind umgibt uns auch irgendwie eine Stille beim Blick auf den Schneebedeckten Felsen, der nun glitzern von der Sonne umspielt wird.
Auf dem Plateau befinden sich vier kleinere angehäufte Steinwälle, die Schutz bieten, wenn man sich dahinter kauert. Eine Vegetation hat nur in dem Bereich eine Chance. Witzig zu sehen, Besucher haben hier kleinere Kreise mit Steinen gelegt, die sich die Pflanzen windgeschützt zu nutze machen.
Da ja bei einer Hochzeitsreise alles im Zeichen der Liebe steht, legen wir ein Herz aus Steinen und schwärmen in der Wunschvorstellung das hier bereits schon nächstes Jahr ein grünes sprießendes Herz entstanden ist.
Trotz des nun schönen Wetters, machen wir uns an den Abstieg. Mittlerweile ist auch bedeutend mehr los und zahlreiche “SchönWetterWanderer” machen sich an den Aufstieg *pah sowas kann ja Jeder 🙂
Unten angekommen fröstelt uns durch die nassen Sachen doch ein wenig und wir stärken uns erstmal mit einer warmen Suppe.
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In der App schauen wir uns die nächsten Ausflugsziele auf unseren Weg genauer an. Der gesamte Icefield ist gespickt mit Wanderwegen und das Programm auf den Handy verrät uns ausführlich welche lohnenswert sind. Es gibt Angaben zu … Kilometern, Höhenmetern, Schwierigkeitsgrad und besonders hilfreich, Kommentare von anderen Besuchern. Außerdem wird auch unterschieden, ob es sich um Wanderwege oder einfach Aussichtspunkte handelt.
Bei sogenannten “ViewPoints” können wir meist mit dem Wagen ganz kurz halten, rausspringen die Landschaft in uns aufsaugen, ein paar Fotos machen und weiter düsen.
Wir schauen uns nicht jede Sensation an, denn dafür würde gar nicht die Zeit reichen. Doch allein die Aussicht bei der Fahrt ist schon bemerkenswert. Beim heutigen Sonnenschein können wir auch endlich mal die Ausmaße dieser riesigen Gesteinsformation ausmachen.
Unser nächster längerer Stopp führt uns zum Icefield Columbia Glacier, schon von der Touristeninformation bietet sich uns ein schöner Blick auf das Eisgebilde.
Das Infozentrum gegenüber des Athabasca Gletschers lohnt auf jeden Fall für einen Besuch, allerdings ist es bei unserem Aufenthalt so überfüllt, dass wir uns zum nächstbesten Parkplatz begeben, um zum Fuß des Gletschers zu gelangen.
Durch Wikipedia wissen wir, dass der Athabasca-Gletscher einer der sechs Hauptzungen des Columbia-Eisfelds in den kanadischen Rocky Mountains und Aufgrund seiner Nähe zum Icefields Parkway der meistbesuchten Gletscher in Nordamerika ist.
Diesen Massentourismus können wir hier auch hautnah erleben und zählen uns ja quasi auch dazu. Natürlich ist unser ökologischer Fußabdruck durch unsere Lebensweise schon sehr unterirdisch (Derzeit müsste ich laut Rechnung 27 Bäume pflanzen, weil ich Jahr für Jahr über 13000 Co2 Ausstoß allein verursache). Allerdings würden wir hier keine fragwürdige und umstrittene Bustour direkt auf das Eis unternehmen.
Es ist schade, wie die Selbstsüchtigkeit hier die Natur in Mitleidenschaft zieht. Täglich fahren hunderte Touristen mit riesigen Bussen direkt auf den Gletscher, um für ein paar Minuten dort zu stehen. Zu sehen, wie sich die Eiszunge in den letzten 100 Jahren zurückentwickelt hat und wieviel davon allein auf die jüngste Vergangenheit entfällt ist erstaunlich und erschreckend zugleich.
Wir erfahren laut Hinweistafel, dass durch die klimatische Erwärmung sich der Gletscher in den letzten 125 Jahren um 1,5 km zurückgezogen und mehr als die Hälfte seines Volumens verloren hat. Auf dem Weg zurück zum Parkplatz finden wir sogar kleine Jahrestafeln die verdeutlichen, wie schnell er schmilzt.
Um heute ebenfalls wieder sicher zugehen das wir einen Schlafplatz erhalten, machen wir uns nach diesem Ausflug auf die Suche nach einen geeigneten Stellplatz. Vor- und Nachteil der staatlich geförderten Campingplätze ist. Das man Sie auch reservieren kann und dann noch einmal mit dem Auto wegfährt. Heißt, der Platz scheint erst leer, allerdings befinden sich an allen Plätzen die reserviert Schilder und man steht auf dem trockenen.
Wir sind allerdings zeitig genug dran und machen uns nach der erfolgreichen Reservierung noch einmal auf dem Weg zum nahe gelegenen Beauty Pfad.
Es ist eine kurze Wanderung direkt an einem wunderschönen Pusteblumenfeld vorbei in Richtung Waldgebiet.
Die Pflanzen sehen hier viel Wettergegerbter aus und ähneln unseren Pusteblumen eher nur in der Farbe.
Warum der Pfad seinen Namen trägt wird erst nach einem längeren Fußweg deutlich, mitten im ruhigen Wald wechseln sich Wasserfälle mit Felsbänken und Canyons ab.
Der Flusslauf ist hier noch so naturbelassen wie eh und je, umgestürzte oder verwurzelte Bäume lassen die Umgebung lauschig wirken.
Durch das der Weg nicht wirklich anspruchsvolle Serpentinen beinhaltet, ist es ein schöner, aber auch kurzer Ausflug.
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Zum Abendbrot hat sich Jan heute ein anspruchsvolles Essen vorgenommen, sodass es auch nicht wirklich schlimm ist, das wir relativ zeitig wieder auf den Campingplatz zurückkehren.
Er zaubert uns leckeres Teriyaki Rind mit Kartoffeln und Gemüse. Man könnte meinen unser Essen ist deutlich von der japanischen Küche geprägt 🙂
Zum Abend passiert nicht mehr viel. Wir machen es uns wieder mit einem Buch gemütlich und lassen den Tag so entspannt ausklingen.