A-Kalt… oder besser gesagt um den 0 Punkt in der Nacht und nun mit den ersten Sonnenstrahlen 5 Grad Außentemperatur. Ein Hoch auf unsere Gasheizung und Sorry Umwelt.
Tosendes Rauschen empfängt uns beim Tür öffnen. In der Nacht scheint es weiter geregnet zu haben und der kleine Rinnsal in der Nähe unseres Wohnwagens ist nun inzwischen schon ein Bächlein.
Das Wasser bahnt sich seinen Weg, besonders cool zu sehen, das es sogar schon die Wurzeln von zwei Bäumen ausgespült hat und sozusagen unter diesen hindurch kleine Höhlen umspült.
Wir brechen fast als Letzte auf. Hier haben sich viele Camper die Plätze für gleich mehrere Tage gesichert und machen nur Tagesausflüge von hier aus. Doch wir wollen noch bis Jasper, eine weitere Touristenhochburg weiter düsen und somit tuckern wir von Platz zu Platz.
Auf den Tagesordnungspunkt stehen heute durchweg Ziele, die direkt mit dem Auto zu erreichen sind und wo man nur 5 Minuten benötigt sie gleich in Augenschein zu nehmen. Das war Mattis Wunsch … mal ein Tag nicht soviel wandern *hi hi
Natürlich beinhaltet das aber auch, dass wir heute auf mehr Besucher stoßen werden. Den leichte Ziele sind ja auch gute Bushotspots. Allerdings muß man dazu sagen, dass die Wanderwege hier so gut ausgebaut sind, dass es sich nach den Parkplätzen meisten schon ganz gut verläuft. Zumindest derzeit in der Nebensaison.
Die “Sanwapta Falls” sind unsere erste Anlaufstelle. Wie im Reiseführer versprochen erreichen wir nach nur wenigen Schritten die Wasserfälle und ein beeindruckendes Naturschauspiel tut sich vor uns auf.
Das Wasser stürzt rauschend in die Tiefe an einer relativ schmalen Stelle und bietet einen super tollen Blick.
Laut Besuchern lohnt es sich sehr, noch die 2 km zu den “Lower Falls” auf einem schönen, schattigen Waldweg in Hörweite des Flusses runterzugehen. Das lassen wir uns nicht zweimal sagen, doch mit der Aussage in Hörweite des Flusses haben sie ein wenig übertrieben.
Der Weg schlängelt sich direkt an einer unbefestigten Böschung direkt neben den Felsen entlang, der Blick dadurch natürlich spektakulär, aber doch nicht ganz ungefährlich.
Wir sind dort fast alleine, da die meisten wie schon erwähnt nur am oberen Wasserfall rausspringen und ein paar Fotos machen. Die unteren Falls sind dreistufig und so folgen kurz hintereinander zunächst ein breiterer Wasserfall und dann folgt ein schmalerer.
Zum direkten Endpunkt laufen wir nicht, denn der Weg scheint uns dann doch ein wenig heikel und auch wenn das niemand glauben mag, sind wir aus dem extrem Tourismus raus und entscheiden logisch.
“Sunwapta” vs. “Athabasca”… Die “Sanwapta Falls” streiten sich seit jeher mit den “Athabasca Falls”, wer wohl die schöneren Wasserfälle sind. Wir wollen natürlich auch den Vergleich ziehen und fahren somit als nächstes zu den Athabasca Falls.
Irgendwie könnte man unserer Meinung bei den erst besuchten Wasserfällen schon vom kleinen Bruder der Athabasca Falls sprechen, denn deutlich mehr Wassermassen bahnen sich hier ihren weg.
Beide sind spektakulär, keine Frage, doch Matti gefallen die Sunwapta von der Inselartigen Beschaffenheit besser. Jan natürlich die weitaus spannenderen Athabasca. Auch wenn hier deutlich mehr los ist.
Vorteil ist auch hier wieder, das es nicht nur einen Aussichtspunkt auf die Wasserfälle gibt, sondern man sie komplett umrunden kann und dadurch sich die vielen Menschen ein wenig verlaufen.
Der beeindruckendste Teil dieses Wasserfalls erwartet uns aber auf dem Trockenen.
Denn diese Schlucht war vor langer Zeit ebenfalls Teil des aktiven Wasserfalls und ist ist nun ein begehbarer Abschnitt, weil das Wasser sich einen anderen Weg gesucht hat.
Echt beeindruckend die ausgeschliffenen Felswände so nah zu bestaunen.
Ein bisschen erinnert uns das Gebiet an die sächsische Schweiz, wenn man es nicht wüsste, könnten wir es auch locker als Tagesausflug von Dresden aus, verkaufen.
Abseits der Touristen wird es erneut still um uns und nur wir und das Rauschen des Wasser ist zu hören. Es lohnt also immer den Ausläufern des Wasserfalls zu folgen und die Ruhe zu genießen.
Nach unseren Erfahrungswerten lohnt es sich, gerade um Jasper schnell einen Campingplatz zu finden. Doch diesmal gestaltet sich unser vorhaben schwierig. Die ersten drei Möglichkeiten mit bis zu 600 Stellplätzen sind einfach voll.
Wir fahren 30 Kilometer einen altarm des Highways 93 a zurück, um vielleicht dort einen Platz zu ergattern, doch keine Chance, alles voll. Trotz des Versprechens, heut mal nicht so weit zu wandern, möchte Jan unbedingt den “Valley of Five Lakes” besuchen. Laut seiner Meinung eine leichte Wanderung mit fünf wunderschönen Seen. Ganz zu meinem Missfallen gehen wir daher auf Risiko und geben die Suche nach einem Stellplatz vorerst auf und fahren zu den Seen.
Ich hab heut wirklich keine Lust auf wandern und der Weg gestaltet sich alles andere als leicht. Nach einem auf und ab, erreichen wir eine Lichtung mit einem Holzsteg, aber Wasser gibt es hier weit und breit nicht zu sehen. Meine Laune schwindet dahin.
Die Krone setzt der erste “wunderschöne” See, nach einer Serpentinenstrecke erreichen wir diesen endlich und trauen unseren Augen kaum. Man könnte ihn eher als modrigen Tümpel bezeichnen und bei diesem Anblick und meinem Gequengel sinkt auch Jan Laune auf den kühlen Nullpunkt.
Zum Glück holt uns der “Green Lake” aus unserem Tiefpunkt.
Dieser ist natürlich wirklich sehens- und lohnenswert. Wir können nun die Euphorie der anderen Besucher verstehen und umwandern die anderen Seen eindeutig besser gelaunt.
Im nachhinein betrachtet, war der “Geheimtipp” wirklich sehenswert und eindeutig zu empfehlen. Denn diese super klaren Seen mit ihren grandiosen Färbungen sind unbeschreiblich schön.
Als wir aufbrechen, wissen wir noch immer nicht, wo wir übernachten sollten und leeren erstmal unser Abwasser an der nächstbesten Dump Station. Vielleicht müssen wir auch wieder zurück eiern in den Icefield und da sieht es mit Duschen und Wasservorräten eher Mau aus.
Auf der Suche macht uns eine lange Autoschlange auf Tiere aufmerksam, eigentlich darf man hier nicht am Rand einfach stehen bleiben, aber wenn es solche Prachtexemplare zu bestaunen gibt, hält sich wohl niemand an diese Vorgabe.
Dieses mächtige Tier wird in der kanadischen Region als “Elk” bezeichnet. Es ist aber kein Elch, sondern umschreibt eine sehr aggressive Hirschart, was uns zum Glück erst später erzählt wird. Zu dem Zeitpunkt genießen wir einfach den imposanten Eindruck.
Und auch das Glück ist inzwischen wieder auf unser Seite, auf der Fahrt zum nächsten Platz sehen wir Weißkopfseeadler, Bergziegen und endlich den erhofften freien Platz. Dieser wird zwar erst neu ausgebaut, sodass es eher einer Steppe gleicht.
Uns ist das aber vollkommen egal, Hauptsache wir haben einen legalen Übernachtungsplatz. Zur Feier des Tages gibt es auf dem “Jasper Camping Overflow” ein leckeres Rührei und eine erfrischende warme Dusche.