Der Wecker klingelt unbarmherzig um 6 Uhr und draußen Regen, nichts als Regen. Eigentlich wollten wir zeitig aufstehen, um nach Tieren Ausschau zu halten. Doch die trauen sich bei dem Wetter sicher auch nicht raus, also wird der Wecker weitergestellt.
7,45 Uhr hat der Regen eine kleine Pause eingelegt und wir versuchen unser Glück. Ohne Frühstück machen wir uns auf den Weg zum Pyramiden Lake.
Diese Straße ist als landschaftlich sehenswert und tierreiche Strecke beschrieben.
Tatsächlich haben wir Glück, erneut kreuzt uns ein kapitaler Elk. Das männliche Tier läuft direkt vor unserem Auto über die Straße und wir warten geduldig. Lassen sogar lieber einen kleinen Abstand.
Der mit 1,2 km² große Pyramid Lake ist umgeben von Bergen und beherbergt eine kleine Insel, die man über einen Steg erreichen kann. Für Hochzeiten kann man übrigens diese hübsche Insel als Trauungsort auswählen. Romantisch, oder?
Auf diesem Steg springen Eichhörnchen auf und ab und wir können sogar einen Fischotter beobachten. Und genau auf diesem Steg passiert mir wieder einmal ein Englisch Fauxpas. Eine Familie mit kleinen Kindern verlässt gerade die Insel und fragt mich, was es für ein Tier ist. Ich antworte nicht Deutsch, auch nicht Englisch, sondern Dänisch “fiskodder”. Der Mann starrt mich komisch an und bevor ich es korrigieren kann, sind Sie schon wieder weck*zzz
Die Insel selbst ist sehr klein und wir können sie bereits in ein paar Minuten komplett umrunden.
Der tolle Blick auf das Wasser, die Berge und die Ruhe, die einen hier umgibt sind etwas besonderes und es sind oft genau diese Orte, an denen man sich selbst zufrieden fühlt.
Als wir ins Auto steigen, hat der “wunderschöne” Regen wieder eingesetzt und diesmal scheint es nicht so, dass es nochmal aufhört. Wir fahren zum Edith Lake und frühstücken erstmal. Doch die Sonne kann sich heut einfach nicht durch kämpfen. Mit Regensachen werfen wir einen kurzen Blick auf den Menschenleeren traumhaften See.
Es hilft alles nix, nass bis auf die Knochen gewinnen wir die Einsicht, es bringt bei dem Regen wirklich keine Punkte sich etwas hier anzuschauen. Jan blödelt noch ein letztes Mal auf den tollen Pontonsteg rum, bevor wir uns Richtung Blue River aufmachen.
Weit kommen wir nicht. Diesmal müssen wir nicht wegen einer Sprengung warten, sondern wir haben auch ein Händchen für Bahnschranken. Nun ist hier allerdings nicht mit einem winzigen Personennahverkehrszug zu rechnen, sondern 135 prall gefüllte Güterverkehrsanhänger rasen an uns vorbei. Das nenne wir mal Logistik.
Um nicht den ganzen Tag im Auto zu verbringen, haben wir uns heute auch noch etwas besonderes vorgenommen. Wir wollen uns auf eine Wild Safari per Boot begeben. Die Meinungen über die Tour sind Zwiegespalten, aber schon die Fahrt zum Startpunkt bietet eine Überraschung.
Wir sind so perplex über das Auftauchen der Schwarzbärin, dass ich einen Bruchteil einfach nur mit offenem Mund das fellige Tier anstarre. Jan dagegen ist etwas eher wieder bei Sinnen und schießt wenigstens ein Foto, bevor der Bär wieder im Walddickicht abtaucht.
Eigentlich haben wir nun ja schon gesehen, weswegen wir hergekommen sind. Doch nun sind wir einmal hier.
Ausgehungert melden wir uns bei der Safari an und sind tatsächlich froh, dass es nicht gleich los geht, sondern wir noch gut 40 Minuten warten müssen. So können wir hier die leckeren Burger testen und uns den Wanst vollschlagen.
Jan entscheidet sich für ein klassisches Exemplar und ich probiere mal den vielversprechend klingenden Burger mit Pilzen. Wir werden nicht enttäuscht wahnsinnig schmackhaft.
Mit uns warten einige Gäste auf den Startschuss. Wir sind verwundert, als alle plötzlich um 15 Uhr aufspringen und ihre Sachen anziehen. Die Tour startet doch erst 15.15 Uhr. Ein wenig Gruppenzwang mäßig schleichen wir auch in Richtung des Bootssteges. Da taucht plötzlich unser Guide auf und fragt uns, ob wir bei den gebuchten Katamaran und dann Schnellboot bleiben wollen oder gleich direkt mit dem Schnellboot losdüsen wollen. Na klar wollen wir! Außerdem fragt er uns, ob wir ein Problem haben wenn ein Angestellter mitkommt, der sonst nicht die Chance für Ausflüge hat. Zunächst wundern wir uns noch über die Frage, aber als alle anderen Gäste 15 Uhr mit dem Katamaran aufbrechen dämmert uns, wir werden allein mit dem Guide und einen Angestellten unterwegs sein.
Auf dem Speedboot eigentlich mit Platz für 15 Touris durften wir uns dann erstmal einen Platz aussuchen. Da es immer noch regnete wurden wir mit Mänteln, Schwimmwesten, Ponchos und Decken ausgestattet, bevor es dann auf den Fluss ging.
Der Guide erklärte uns, dass er in Kontakt mit anderen Kollegen per Funk stehen wird und evtl. mal anhält um abzuklären, ob sie schon Tiere gesehen haben. Mit Highspeed ging es dann über den wunderschönen großen See.
Wir hielten an einem kleinen Steg an und in wenigen Minuten sahen wir mal wieder, welch Überraschung… einen Wasserfall. Er erklärte uns, dass dieser nur durch den Regen so groß wirkt und sonst eigentlich ein kleinerer Rinnsal ist.
Generell erfuhren wir sehr viele interessante Hintergrundinformationen über Wetter; Tier und kulturelle Gegebenheiten. Wir düsten gerade in den hinteren Teil des Sees, wo es deutlich flacher wurde, als er plötzlich ratternd seinen Motor ausstellte. Sie unterhielten sich ein wenig und Jan wusste sofort was Phase ist, ich stand auf dem Schlauch und feierte über den “Witz”, dass wir einen Ausfall hätten, bis auch mir klar wurde… das war kein Spaß.
Somit setzte sich unser Guide mit einem Paddel vor uns und hielt uns zumindest auf Kurs. Er hatte zwar sein Team informiert, dennoch dauerte es natürlich eine Weile, bis man uns “rettete”. In der Zeit hatten wir allerdings die Möglichkeit die Umgebung zu genießen und dem Guide einen Ohrwurm in den Kopf zu pflanzen.
Wir machten uns lustig, dass wir nun auf unserer Hochzeitsreise gleich das romantische Venedig mit abdeckten und sangen ganz laut “O Solo Mio”. Wahrscheinlich war er froh, als wir dann endlich umsteigen konnten und einen seiner Kollegen namens Derek im kaputten Boot zurückliesen.
Die weitere Fahrt legten wir gewohnt fluffig zurück und sahen sogar diesmal richtige Elche am Wasserrand, diese wurden von uns allerdings so sehr erschreckt, das sie die Flucht antraten, bevor wir unsere Kameras zücken konnten.
Obwohl wir hier keine Bären zu Gesicht bekamen, war es ein rundum gelungener Ausflug und wir konnten die Kritik an diesem Tourenmodell nicht ganz nachvollziehen. Nachdem wir uns an der Feuerstelle noch ein wenig aufgewärmt und Jan sich mit dem Kollegen noch ein paar Angelbilder ausgetauscht hatte, ging es auch schon weiter. Doch zuvor besuchte ich noch die die außergewöhnliche, schicke bzw. saubere Toilette von der Jan schwärmte.
Die konnte sich mit allem Schnick Schnack wirklich sehen lassen *hi hi … Vielleicht wird man auch so sensibilisiert für diese Dinge, wenn man hier immer nur Plumpsklos anschauen muss.
Die weitere Fahrt nach Clearwater war geprägt von Regen und Nebel. Deshalb eher weniger erwähnenswert. Wir hatten uns einen Campingplatz mit Strom und Wlan rausgesucht, entschieden uns allerdings bei den Camper an Camper Stellflächen sofort um. Witzig, nur wenige 100 Meter befindet sicher der North Thomson Provinzal Park, der dagegen völlig leer war. Es gab zwar kein Strom oder Internet, aber wer braucht das im Urlaub schon, wenn er einen Gasbetriebenen Wohnwagen hat?
Weil es euch ja immer mega interessiert und wir euren Wunsch natürlich nicht abschlagen können, berichten wir gern über unser Essen. Heute gab es lecker Cordon Bleu mit den noch vorhandenen Kartoffelresten. Jamie